Die immer so langsam machen


Sie setzten den Trend, dann waren sie weg. Bei Kings Of Convenience dauert alles etwas länger.

Kleine Quizfrage: Erinnern Sie sich noch, was man in der Popmusik unter „Quiet Is The New Loud“ verstand? Antwort: ein Grüppchen von Bands, das zufällig zur gleichen Zeit die Stromgitarren ausstöpselte. quiet is the new loud war auch der Titel des 2001er Debüt-Albums der Bergener Kings Of Convenience – und vor allem ein cleverer Schachzug. „Über den Titel habe ich mir damals einen ziemlichen Kopf gemacht“, erzählt Erlend Oye von den Kings Of Convenience am Telefon. „Das hatte irgendwie Potenzial für England und Resteuropa. Mit solchen Worten konnte man spielen.“ Potenzial erkannt, Bewegung initiiert – und tschüß! Die neue Akustik-Demo verschwand sehr schnell wieder aus dem Tagesgeplapper, in erster Linie weil den mit ihr sympathisierenden Bands bald der Sinn nach ganz anderem stand und weil außerdem die Kings Of Convenience immer so langsam machen. Man könnte auch sagen: weil Erlend Oye wie jeder gute Norweger auf so viele verschiedene Pferde setzt. Weil die Kings ihre Soft-Folk-Hits auf Ibiza, in London und vor einem Häufchen Diplomaten beim norwegischen Botschafter vorspielen mussten. Weil Erlend in Berlin und Eirik in Bergen lebt. Weil man nicht alle Tage eine gute Platte macht. So trafen sich Eirik Glambek Boe, der Therapeut, und Erlend Oye, der coolste Part-Time-DJ der Welt, von September 2003 an in Bergen, um die Songs des neuen Albums aufzunehmen – bei zwei Stücken von der kanadischen Sängerin Feist unterstützt. In einem Studio, ergänzt Erlend, „wo sonst nur Heavy-Metal-Jungs rumhängen, nahe der Crieg-Halle in Bergen. „Hier und jetzt heißt es, den Ball flach zu halten und die ins Kraut schießenden Erwartungen zu dämpfen: „£s hat sich nicht soviel verändert, mmmh, es gibt da diesen Bossanova-Einßuss bei Eirik“, meint Erlend Oye. „Wir haben uns wieder getroffen und aufeinander eingestellt. Aber wir wollten jetzt nicht plötzlich ein Elektronik-Album machen, nur weil ich mit DanceProduzenten gearbeitet habe. Natürlich hatte auch das letzte Album schon programmierte Drumparts, das ist aber auch schon alles. Wir sind ja auch keine Puristen.“ Das Album heißt seltsamerweise riot ON AN empty street. Warum das so ist, erfahren wir vielleicht auf der nächsten Platte – in drei Jahren oder so.