Die netten Amerikaner


Jimmy Eat World liefern frische Mittelstands-Hymnen und sind doch nicht abgestürzt.

Die wahrscheinlich netteste Rockgruppe der Welt hat ein neues Album aufgenommen. Viele Menschen wird das freuen, Jimmy Eat World, das ist optimistischer Gitarren-Pop mit Hang zur Hymne, schmissige Musik für „alternative“ Mittelstandskinder, Melodien für Millionen, die zuversichtlich in die Zukunft schauen, Festival-Rock für die Generation Baggy-Pants. 2001 erschien das dritte Album der Band aus Mesa, Arizona endlich auch hierzulande, nachdem es in den Staaten längst zum Szene-Hit avanciert war. Wegen der tollen Kombination aus haftenden Hooks und überraschenden Arrangements wurde CLARiTY häufig erworben. Noch im selben Jahr kam das nächste Werk: bleed american, griffiger, hittiger und ein bisschen fad. Jimmy Eat World gingen derweil durchs Dach, verkauften allein von der Single „Bleed American“ – nach dem 11. September 2001 in „Salt Sweat Sugar“ umbenannt- mehr als eine Million. Im nächsten Video tanzten Teenager in Unterwäsche auf einer Party, und man durfte sich sorgen. Doch der Absturz bleibt aus: Die erste Hälfte von futures ist netter Wohlfühl-Rock, die zweite hingegen komplexer geraten. „Es fällt uns immer schwerer, unseren Ansprüchen gerecht zu werden „, sagt Trommler Zach Lind. „Diesmal sind wir darüber beinahe verrückt geworden „, ergänzt Sänger Jim Adlons. Huch, wie sah das denn aus? Zach: „Als würde ein Hund seinen eigenen Schwanz jagen.“ Aha. Sonst haben JEW wenig zu sagen. Kurzfassung: Man muss an sich glauben, dann kann man seine Ziele erreichen, sollte positiv durchs Leben gehen usf. Das Quartett engagiert sich für Bonos „Debt AIDS Trade Africa“-Kampagne und kann George W. Bush nicht leiden – die erste Zeile des neuen Albums geht so: „l allways believed in futures / I hope for better/in November.“