Die vielen kleinen Freuden der k.d.lang


Die Kanadierin k.d.lang ist bester Dinge. Als engagierte Feministin, überzeugte Lesbierin und Vegetarierin gewinnt sie ihrer bewegten Karriere neue Perspektiven ab.

Am Anfang war ein burschikoses Cowgirl aus einem kanadischen 714 Seelen Kaff, das mit neun Jahren sein erstes Motorrad fuhr und den Blues der kulturellen Isolation mit einer unbändigen Imaginationskraft besiegte. Heute steht eine überzeugte Lesbierin und Vegetarierin da, die sich zum Beispiel mit einer Cindy Crawford im Badeanzug auf dem Titelbild des amerikanischen Gesellschaftsmagazins „Vanity Fair“ neckischen Spielchen hingibt.

Klar, daß k.d.lang durch diese Wandlung Verwirrung bei den eingefleischten Country Music-Fans stiftete. Besonders bei konservativen Radiostationen in Amerika, die sie partout nicht als Country Queen der 90er empfehlen mochten — und dann prompt Krokodilstränen vergossen, als k.d.lang für ihr Meisterwerk ABSOLUTE TORCH & TWANG 1989 einen Country-Grammy kassierte. Doch für Kathy Dawn, so ihr bürgerlicher Name, ist das längst Vergangenheit. „Country“, sagt k.d.lang, sei für sie „wie eine Beziehung“ gewesen, „mit der ich soweit gegangen bin, wie ich nur gehen konnte“. Das ist vorbei, wird aber „für immer einen festen Platz in meiner Seele haben“.

Mit dem jüngsten Album INGENUE, einem intimen Songzyklus über ihre unerwiderte Liebe zu einer verheirateten Frau, hat k.d.lang die früher spröde Distanz zu sich selbst fast gänzlich aufgegeben. „Ich schreibe anfangs immer erst einmal drauflos“, sagt sie. „Nicht, daß ich deshalb jetzt plötzlich der Meinung bin, meine alten Songs wären nicht aufrichtig gewesen. Früher bewegte ich mich nur innerhalb eines Genres -— heute ist eben alles viel offener.“

Offen steht k.d.lang, die auf einer riesigen Farm in der Nähe von Vancouver residiert, aber auch der Sonne und der Geschäfte wegen ein Apartment in Los Angeles unterhält, auch die Tür zur Filmindustrie. Doch k.d.lang hat keine Eile. Offerten für Lesben-Rollen bekomme sie ohnehin „haufenweise“, aber sie strebt eher ein „breit gefächertes Charakter-Repertoire“ an. Und eine Karriere, die für Broadway, Bühne und Film ebenso offen ist wie ihre Musik.

„Ich möchte zwischen den Disziplinen wählen können. Aber ich habe nun mal mehr Kontrolle über die Musik und werde immer in erster Linie Musikerin bleiben.“