Dizzee Rascal


Du musst es laut anhören: Wie Hip Hop aus London einen unschuldigen Raum zum Vibrieren bringt.

Sie machen dich fertig. Es sind die Bässe. Zuerst erfüllen sie den Raum. Dann dringen sie in deinen Bauch ein und rühren darin herum, bevor sie beginnen, an deiner Schädeldecke herumzuhämmern und schließlich die Wände zum Wackeln zu bringen. Die Wände im“.Backstage‘ wackeln. Sie wackeln wirklich. Das ist kein schiefes Journalistenbild. Bei jedem subsonischen ..Booom‘ ein Wackeln, und ein Wackeln und ein „Booom“. Willkommen bei Dizzee Rascal. Man hat schon unspannendere Versuche gesehen. Hip Hop auf die Bühne zu bringen. Diese Musik ist eine körperliche Erfahrung. Es erstaunt gleich mal, dass der ausgeklügelte Minimalismus und die Roheit von Dizzee Rascals Alben BOY IN DA CORNER und SHOWTIME in der Live-Version (mit DJ und Gast-MC) glasklar und. nun ja, vollfett aus den Boxen dröhnt, ohne dass dabei auch nur eine einzige Nuance der technoiden Feinheiten dieser Musik verloren ginge. Dass Dizzee Rascals Stil aus Hip Hop, minimalistischer Elektronik und Dancehall den ein ganz Schlauer irgendwann einmal „Grime“ getauft hat – im Nichts steht, weil er weder mit dem gelackten amerikanischen Goldketten-Hip-Hop noch mit dem East-Coast-Underground etwas zu tun hat, tut der guten Unterhaltung keinen Abbruch. Hier steht ein Entertainer auf der Bühne, der sich in seiner Rolle wohtfühlt. der sich in genretypischen Frage-Antwort-Spielen gefällt – Er: „What’s my name?“ Wir: „DizzeeeeRascaaaaaaaal“ – und im Honigumsmaulschmieren sowieso (das mit dem „besten Publikum der Welt“). Das beste Publikum der Welt gefällt sich unterdessen darin, unter höchstem Körpereinsatz und mit gröfiterTextmitgrölsicherheit von einer Musik weggetragen zu werden, die von Kopf menschen gerne zur Kopfmusik stilisiert wird, aber trotzdem natürlich Körpermusik bleibt, weil du sie mit deinem ganzen Körper spüren kannst. Dass Dizzee Rascal trotz der imagebildenden Londoner East-End-Soziatromantik-Geschichten, die im Zusammenhang mit ihm immer wieder gerne erzählt werden – in seinem markanten Cockney-Akzent auch nicht viel mehr zu sprechsingen hat als seine amerikanischen Kollegen, tut der Sache keinen Abbruch. Es geht um die Strafie und Respect, Frauen und Geld und den ganzen Scheiß. Die üblichen Geschichten, die keinen mehr groß aufregen. Es sind die Bässe, die dich fertigmachen. www.dizzeerascal.co.uk