Doves: München, Metropolis


Gesetzte Herren sitzen im Soundbrei großartige Musik trotzdem nicht totzukriegen - Happy End.

Am Vorabend haben Archive hier gespielt, vor halb so vielen Leuten im Publikum, aber einer halben Armee auf der Bühne: Aus drei Keyboards, zwei Gitarren. Bass und Schlagzeug schichteten die ihre machtvoll sich auftürmenden Prog-Elektro-Gebäude – luxuriöse Besetzung für vergleichsweise statische Musik. Und jetzt stehen die drei Doves da, verstärkt nur um einen spaghettihaarigen Keyboard-Nerd, und man fragt sich, wo das Orchester ist, das sie eigentlich brauchten, um den tausendfarbigen Kaleidoskopklang ihrer Platten adäquat zu servieren. Dann fängt das Konzert an, und man fragt nicht mehr nach, weil der Mann am Mixer ja offenbar mit vier Abzumischenden schon vor einem unlösbaren Problem steht. „As usual, we have technical problems“, brummt Jim Goodwin, dessen Chris-Rea-eske Bärengestalt sympathisch mit seiner nervösen Verlegenheit kontrastiert. Etwas Gewerkel, der Sound klart ein wenig auf – wirklich transparentwird er den ganzen Abend nicht mehr, aber jetzt kommt „There Goes The Fear“ und nach und nach diese filigranen Wunderlieder für die man auch mal meilenweit durch diesen Soundbrei stapft, wenn’s denn sein muss – „Last Broadcast“, „Satellites“, „Catch The Sun“. Gut, ein paar Fehler macht die Band auch selber: „Words“ spielen sie viel zu schnell, was den Song eines Gutteils seiner Majestät beraubt, und bei „N.Y.“ geht das elegante Federn, das der Song auf Platte besitzt, unter einem zu straighten Rockbeat fast verschütt. Als tighteste Liveband ihrer Generation werden die Doves wohl nicht in die Geschichte eingehen, und ein bisschen mehr Charisma wäre auch passend. Trotzdem: Immer noch lieber ein mitteltolles Konzert von einer tollen Band als andersrum. Nur am Schluss raus wird’s irritierend: Da spielen sie ein raviges Instrumental, das wohl an ihre Vergangenheit als Dance-Act Sub Sub gemahnen soll – schön und gut -, lassen dann aber das großartige „Lost Souls“ ungespielt. Und das wiegt nun wirktich schwerer als alle anderen Makel dieses Abends.

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