Dream Team


Gemeinsam ist Bruce Hornsby stark. Auf seinen Alben tönen nur Spitzenmusiker, und er weiß: Die Besten sind gerade gut genug.

„Warum Phil Collins auf meinem Album spielt??“ Bruce Hornsbys Stimme wird merklich lauter. „Weih Phil Collins ein bad motherfucker ist, deswegen. Die Kritiker machen Phil fertig, weil er ein Pop-Star ist, richtig? Aber von Musikern wirst du nie ein böses Won hören — weil er ein toller Schlagzeuger ist. Niemand kann so grooven wie er.“

Grund des Ausbruchs war die unschuldige Frage nach der etwas exzentrischen Besetzung auf „Harbor Lights“, Hornsbys neuem Album: Pal Metheny. Grateful Deads Jerry Garcia und John Bigham von der schwarzen Rockband Fishbone (alle Gitarre). Saxophonist Branford Marsalis, Bonnie Raitt als Backup-Sängerin und Phil Collins an den Bongos sind nur einige aus einer großen Schar von Begleitmusikern, die Hornsbys Geschichten vom Kleinstadtleben im amerikanischen Süden untermalen.

Wenn man Bruce Hornsbys musikalischen Werdegang betrachtet, hätten es sogar noch viel mehr sein können. Man braucht einen langen Atem, um alle Namen aufzuzählen, mil denen sich der 37-jährige Pianist/ Sänger/Songwriter/Produzent schon die Bühne und/oder das Studio geteilt hat: Springsteen, Dylan, Elton John. Sting. Robbie Robertson, Bob Seger, Paul Simon, die Cowboy Junkies, Leon Russell, Huey Lewis, Don Henley, Kim Carnes und die Neville Brothers. Und das war nur die Rock-Abteilung — Hornsby hat auch mit Jazzgrößen wie Charlie Haden. Wayne Shorter und Herbie Hancock gearbeitet. Auf über 70 Alben findet sich sein Name im Kleingedruckten.

Der eigene Durchbruch gelang ihm 1986 mit „The Way It ls“, das ihn fest als Singer/Songwriter etablierte. Rückblickend ist Hornsby froh, daß es so kam, doch seine Karriere hätte auch einen ganz anderen Verlauf nehmen können. Lange dachte er über eine Laufbahn als Jazzpianist nach. Er hat Jazz an der Universität von Miami studiert und orientierte sich damals an Vorbildern wie Keith Jarrett und Chick Corea. „Meine Freunde sagen immer noch, ,Du solltest ein Jazzalbum machen ohne Gesang‘, aber wozu? Die Well hätte nur einen traditionellen‘ Jazzer mehr. Wer braucht denn noch eine schlappe Bebop-‚ Plane? Ich jedenfalls nicht. „

Da war das Angebot, den durch den Tod von Brent Mydland verwaisten Keyboard-Stuhl bei Grateful Dead einzunehmen, schon verlockender. Eineinhalb Jahre reiste Hornsby mit ihnen kreuz und quer durch Europa und die USA. Hardcore-Deadheads schauderte es zunächst vor der Aussicht, im Kreise ihrer Helden künftig einen „MTV-Popstar“ zu sehen, aber Hornsby bewies schnell, daß er musikalisch sehr wohl mithalten konnte. Der Einstieg als festes Bandmitglied ließ sich jedoch nicht mit dem Terminkalender verbinden. „Ich spiele immer noch mit ihnen, so oft es geht. Besonders Garcia mit seinen Wurzeln im Blues und Folk stellt mir sehr nah — das ist schließlich die Musik, mit der ich in Virginia aufgewachsen bin. „

Elemente davon finden sich auch auf „Harbor Lights“, ebenso wie ein Tribut an „die Atmosphäre und den Sound der großartigen europäischen Jazzalben von ECM aus den Siebzigern“ (Ralph Towner. Keith Jarrett, Metheny, Jan Garbarek). Ein Streichquartett ist auch dabei, als Beweis dafür, daß Hornsbys musikalische Vorlieben auch vor der Klassik nicht haltmachen. Für ein Mainstream-Rock-Album ist „Harbor Lights“ eine ziemlich verwegene Angelegenheit.

Hornsby sieht das auch so. Ja, für Mainstream-Rock. Für jemanden, der… na ja, sagen wir mal, Anthony Braxton oder Stockhausen hört, klingt es vermutlich furchtbar zahm. Ich versuche einfach, den Horizont der Songs ein bißchen zu erweitern. Nicht, daß die Leute irgendwelches Interesse an einer Erweiterung ihres musikalischen Horizonts hätten. Denen ist das völlig wurscht. „Aber ist das nicht merkwürdig? „Nein, ich finde es nicht merkwürdig. Thals just the way it is. Ha! Daraus könnte man einen Song machen, was? (lacht) Es hat nur etwas damit zu tun, was dir in deinem Leben wichtig ist. Was kümmert etwa einen Bauarbeiter Elliotl Carters neuestes Streichquartett? Als Musiker, der sich für all diese Bereiche interessiert, hoffe ich natürlich, daß sich die Leute auch mal mit etwas Neuem beschäftigen.

Doch am Ende sind es schließlich die Songs, an denen alles hängt. Einen schlechten Song kann selbst die heißeste Session nicht reuen. Oder wie wir im Süden sagen: Ein gutes Solo bringt die Kakke nicht zum Glänzen. „