Durchgekauter Glückskeks


Niels Frevert: Dies ist die Geschichte von einem, der hochkam, hinfiel und dann wieder aufstand: Mit der Band Nationalgalerie schrieb Niels in den Neunzigern ein Stückchen deutsche Popgeschichte. Das Video des Nationalgalerie-Hits „Evelyn“ war der erste Clip einer jungen deutschen Band, den MTV dauerrotieren lief). Vier Alben lang war die Band mit das Beste, was es an deutscher Rockmusik gab. Dann machte sie Schluss. „Ich glaube, dass das größte Problem die Freundschaft war. Wir waren alle sehr eng befreundet und sind es auch noch. Wir hätten niemanden ersetzen können, um weiterzumachen Da hörten wir auf“, sagt Frevert heute ohne Reue. 1996 stand er alleine da. Ein Jahr später erschien sein erstes Soloalbum und floppte. Er verlor seinen Plattenvertrag. Und irgendwann war das Geld alle. Also suchte er einen Job. Das muss man sich mal vorstellen: Eben singst du noch vor 70.000 Leuten bei „Rock Am Ring“ und dann bewirbst du dich als Telefonmännchen bei einer Ticket-Hotline. Und dann schreiben die Penner zurück: „Vielen Dank und viel Glück auf Ihrem weiteren Lebensweg“. weil sie nichts mit einem Typen anfangen können, dessen bisheriger Lebenslauf aus Musikmachen besteht. Frevert hat dann eben wieder das gemacht, was er am besten kann: Liederschreiben. Er schrieb sie für sich und für andere. Die anderen – Kunze und Kuhn zum Beispiel – gaben Frevert gerne Geld dafür, denn die Stücke waren gut. Sie erschienen auf den Alben der anderen. Nurjene Lieder, die Niels für sich schrieb, die erschienen nicht, weil sie niemand veröffentlichen wollte. Jahrelang scherte sich kein Schwein um deutschsprachige Rockmusik und nur wenige um den Helden unserer Geschichte. Und was machte Niels? „Es ist wohl so, wie es Sven Regener einmal gesagt hat: Es geht einfach immer nur darum, weiterzumachen. Das ist alles, worauf es ankommt.“ Der Hamburger gab Solokonzerte. Wer ihn anrief, die Zugfahrt und ein Hotelzimmer zahlte, zu dem fuhr er und spielte seine Lieder. Manchmal war das schön, wie ein Nachhausekommen, manchmal war es aber auch sehr kalt und einsam. Trotzdem: weitermachen. „Ich habe dieses Leben eine Zeit lang geführt. Und dann habe ich gemerkt, dass immer mehr Leute zu meinen Konzerten kamen. Seltsamerweise hatte ich eines Tages das Gefühl: Ich bin ja noch am Leben. Da merkte ich, doss ich nicht aufhören sollte mit der Musik. Die ist altes, was ich kann. „Jüngst kam es endlich: Niels Freverts neues Album. Es heißt seltsam öffne mich, hat elf knackig-kompakte Lieder mit herrlichen Melodien und Texten. Das Happy End ist kein Ende, es ist ein Weg.