DVD’s


Sex & Drugs & Rock & Roll

Universum Film

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Mehr „Lust For Life“ geht nicht: Ian Dury

Andrew Lloyd Webber, Shakespeare und Oasis, Ikonen der britischen Kultur, sind laut Ian Dury allesamt langweilig. Ein Verdikt, mit dem man sich auf der Insel unbeliebt machen kann, doch der Punk-Poet gehört dank respektloser und smarter Texte längst selbst zum popkulturellen Inventar. Als er vor zwölf Jahren starb, kamen sowohl die Jungs von Madness als auch Robbie Williams zu seinem Begräbnis. Regisseur Mat Whitecross widmete dem Leben des Musikers sogar einen Spielfilm: Das 2009 entstandene Biopic, benannt nach dem Song, mit dem Ian Dury And The Blockheads 1977 der Durchbruch gelang, war bislang nur als UK-Import erhältlich. Erzählt wird die Geschichte des charismatischen Exzentrikers, der im Alter von sieben Jahren an Kinderlähmung erkrankt und trotz bleibender Gehbehinderung Ende der Siebziger zu einem schillernden Popstar avanciert. Der Film zeigt nicht nur den sympathischen Kämpfer, der sich gegen die Vorurteile im Popbiz auflehnt, sondern auch den egoistischen Mistkerl, der seine junge Familie verlässt. Kein sentimentaler Kitsch also, sondern eine respektvolle Verneigung vor einer komplexen Persönlichkeit. Wem der Hauptdarsteller bekannt vorkommt: Andy Serkis lieh Gollum in „Der Herr der Ringe“ seine Gesichtszüge.

Renzo Wellinger

Game Of Thrones

Warner Home Videos

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König Artus trifft Nibelungen-Saga trifft „Herr der Ringe“

Jahreszeiten können Jahrzehnte dauern in den sieben Königreichen von Westeros, jener fiktiven Welt, die im Mittelpunkt der Fantasy-Reihe „Game Of Thrones“ steht: ein düsterer nordischer Mythenzyklus, der auf der populären Buchreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin basiert. In der Geschichte um Machtpoker, Liebe und Intrige wird einmal mehr auf die sagenhaften Verwicklungen und Verstrickungen der Nibelungen-Saga zurückgegriffen – selbst Drachen spielen, wenn auch nur indirekt, eine Rolle. Staffel eins mit zehn rund einstündigen Episoden, die nach deutscher Erstausstrahlung beim Bezahlsender TNT nun auf DVD und Blu-ray erhältlich ist, startet just an jenem Punkt, als sich ein neuer Kampf abzeichnet, in denen machthungrige Adelsfamilien die Hauptrollen spielen. Oder, wie David Benioff, der im Gespann mit D. B. Weiss als Drehbuchautor und Executive Producer fungiert, süffisant im Making-of anmerkt: „Die Serie, die mittlerweile in über 80 Länder verkauft wurde und demnächst mit einer zweiten Staffel aufwartet, präsentiert sich letztendlich als ‚Die Sopranos in Mittelerde‘.“

Mike Köhler

Sub Berlin – Story Of

Tresor Club

Tresor/ Filmlounge

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Von weinenden Ravern und abgebrühten Investoren

Bei einigen Gästen des Berliner Techno-Clubs Tresor flossen nach dem letzten Party-Abend im Frühjahr 2005 die Tränen. Natürlich nicht beim Repräsentanten der Investorengruppe, die hier ein Bürogebäude errichtet: „Das ist ein bisschen traurig jetzt, aber das ist normal.“ Letztendlich sei es ja bloß ein Club. Ein Club allerdings, der von Gästen ehrfürchtig als „Vatikan des Techno“ bezeichnet wurde. Fast 15 Jahre lang zuckten hier schweißnasse Körper im Stroboskop-Licht die Nächte durch. Nach seiner Eröffnung 1991, als hier im Keller eines alten Kaufhauses die Ost- und Westjugend zusammenkam, um zu dieser neuartigen Musik zu feiern, etablierte sich der Tresor rasch als Aushängeschild der Berliner Party-Szene. In seiner Doku, die erstmals 2009 gezeigt wurde und nun auf DVD erscheint, lässt Tim Künzel nicht nur die Mitglieder des Betreiberkollektivs um Dimitri Hegemann zu Wort kommen, sondern auch zahlreiche deutsche Pioniere der elektronischen Musik, darunter Dr. Motte und Sven Väth. Und natürlich die vielen internationalen DJ-Größen, insbesondere die Stars aus Detroit, die oft im Tresor auflegten. Spannendes Stück Zeitgeschichte.

Renzo Wellinger

The Prisoner -Die komplette Serie

Koch Media

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Remake aus den USA: „The Prisoner“, die Zweite

Das Wort Kult wird überstrapaziert, doch auf die Sixties-TV-Serie „The Prisoner (Nummer 6)“ trifft es zu. 17 Episoden produzierte der britische Sender ITV, das ZDF strahlte ab August 1969 nur 13 Folgen aus – der Rest war dem Sender zu kontrovers. Seltsam, denn die Miniserie verstand sich als Anklage gegen Totalitarismus, Konformitätszwang und Kontrollsucht. Erst 2010 erfolgte auf Arte die Ausstrahlung aller 17 Episoden. Zu jenem Zeitpunkt war im US-Kabelsender AMC schon das 2009 entstandene, sechsteilige Remake gelaufen. Die mit James Caviezel als Nummer 6 und Ian McKellen als Nummer 2 hochkarätig besetzte Neuauflage des TV-Meilensteins erhielt überwiegend vernichtende Kritiken. War das Original von snobistischer Absurdität und Nonkonformismus inspiriert, bezieht das Remake seinen sehr amerikanischen Spirit hauptsächlich aus Mystery-Dramen wie „Lost“ und „Akte X“. Bei Fans des Originals dürfte allein schon das veränderte Tempo Unmut erzeugen. Doch das sollte niemanden davon abhalten, dem hervorragend besetzten, exzellent gespielten und spannend inszenierten Remake eine Chance zu geben.

Mike Köhler