Ekseption swingt weiter!


Erst kürzlich feierte Ekseption ihr fünfjähriges Jubiläum und gerade eben erschien die sechste Langspielplatte der Gruppe, als auf einmal bekannt wurde, dass das einflussreichste Mitglied der Gruppe, Rick van der Linden, die Formation verlassen hatte. Sein Platz wird nun von dem Amsterdamer Organisten/Pianisten Hans Jansen eingenommen. Was ist nun eigentlich die Ursache dieser Trennung und was sind die musikalischen Konsequenzen? Um einen besseren Einblick zu bekommen, sprachen wir mit dem Trompetisten Rein van der Broek (dem eigentlichen Gründer von Ekseption) nnd mit Newcomer Hans Jansen.

Jeder, der einmal Ekseption live gesehen hat, kennt die Rolle, die Rick van der Linden in der Gruppe spielte. Auf der Bühne fiel er nicht nur durch seine Beweglichkeit, sondern auch durch seine Leistung auf. Er war der Leiter der Gruppe; nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Plattenstudios und während der Proben. Wer nun glaubt, dass alles in guter Harmonie und Zusammenarbeit verlaufen war, den klärt Rein auf: „In den letzten zwei Jahren ist es mit der Atmosphäre innerhalb der Gruppe ständig bergabwärts gegangen,“ behauptet er. „Alles, aber auch wirklich alles entschied Rick. Er überliess uns nie etwas. Was aber noch viel schlimmer war: Manchmal kam ich mit einer musikalischen Idee zu ihm, die er meistens sofort ablehnte. Später, im Studio, kam er dann plötzlich mit derselben Idee und behauptete, es wäre seine Idee. Solche Sachen passierten stets häufiger. Er schmückte sich gern mit fremden Federn und das verursachte natürlich Ärger. Nicht nur er machte Ekseption gross, wir alle haben an unserem Erfolg gearbeitet. Als wir Rick schliesslich schriftlich einige Vorschläge machten, geriet der Stein ins Rollen. Wir wollten die Organisation der Gruppe auf demokratischere Weise als bisher lösen, wir wollten mitbestimmen, welche Nummern aufgenommen werden und welche nicht und uns zusammen unser neues Repertoire überlegen. Als Rick unseren Brief empfangen hatte, verliess er die Gruppe. Als wir ihn nach dem Grund fragten, meinte er: „Wenn jeder die gleichen Rechte hat, dann geht der Sound von Ekseption, für den ich jahrelang verantwortlich war, verloren. Ich sehe den Grund einer solchen Veränderung nicht ein und mache deshalb auch nicht mehr mit.“

Wenig gute Sachen in Holland

Eine derartige Reaktion von Rick hatte man erwartet, und sich deshalb schon rechtzeitig nach einem anderen Organisten umgesehen. Saxophonist Jan Vennik hatte früher einmal mit Hans Jansen zusammengespielt und kannte dessen Talente. Hans überlegte nicht lange, denn er befand sich ohnehin augenblicklich ohne Arbeit. Er ist schon seit Jahren in der holländischen Popwelt bekannt, so spielte er u.a. bei Mouth.& McNeal, Jay Jays, The Swinging Soul Machine und The Haigs. Wir wollten von ihm wissen, ob es nicht schwierig sei, eine Person wie Rick van der Linden zu ersetzen, aber er meinte optimistisch: „Das ist nicht so tragisch. Es gibt in Holland nur wenige Gruppen, die sich musikalisch behaupten. Ich finde, ausser Ekseption macht nur Focus noch gute Musik. Bis heute hatte ich es finanziell ziemlich mies und machte Musik, um Geld damit zu verdienen. Jetzt hab‘ ich voll ins Schwarze getroffen. Ich werde gute Musik machen und ausserdem viel Geld verdienen. Schöner kann ich es mir gar nicht vorstellen.“

Lang lebe die Demokratie

Wir stellten Rein die Frage, ob sich musikalisch auch etwas verändern würde. „Nein,“ meinte er entschlossen. „Es besteht kein Unterschied zwischen Rick und Hans. Hans swingt etwas mehr als Rick, denn Rick ist klassischer. Wir sind schon jetzt dabei, neue klassische Stücke zu arrangieren, aber wir tun das jetzt auf unsere eigene demokratische Weise. Jeder trägt das seine dazu bei und wir hoffen, dass die Zusammenarbeit umso erträglicher wird.“ Nun, die Ekseption-Maschine läuft und läuft. Im Februar geht sie auf Deutschland-Tournee (siehe Tourneepläne) und stellt dabei zum erstenmal ihre eigene Lichtshow vor. Alles soll noch professioneller werden als bisher und unsere Erwartungen sind deshalb hoch. Ekseption wird vorläufig weiter swingen, auch ohne Rick van der Linden.