Eloy – Hehres Handwerk


Hannover, Innenstadt. Hier geben sich seit einigen Jahren nationale und internationale Schwermetaller die Klinke des „Horus“-Studio in die Hand. Chef und Eigentümer des Sound-Mekka für Hard-Rocker ist Frank Bornemann, selber Musiker und seit fast 20 Jahren Kopf und Motor der Melodie-Rocker Eloy. Vier Jahre war es totenstill um die Band, die Mitte der 70er zu den erfolgreichsten deutschen Gruppen gehörte. Musikalische Differenzen zwischen Bornemann und Band führten 1984 zum Split der Gruppe. Mit den Neu-Mitgliedern Michael Gerlach und Christoph Rinnen, sowie dem Album RA, meldet sich Eloy nun zurück. Warum hat die Pause so lange gedauert?

„Nach Ablauf des letzten Plaltenvertrages habe ich mir vorgenommen, nie wieder in meinem Leben einen sogenannten Kimstiervertrag zu unterschreiben. Mit anderen Worten: Ich wollte das nächste Album mit eigenen Mitteln produzieren und finanzieren können. Weil ich nicht Rockefeller heiße und auch mein eigenes Studio nur etappenweise zur Verfügung war, entstand das Album Zug um Zug. Der Platte hat das guigetan. Das Album hat dieselbe Kraft und Magie wie die alten Eloy-Scheiben und klingt auf der anderen Seite so modern wie beispielsweise Peter Gabriel.“

Auch wenn Bornemann sein Studio ständig aufrüstet und modernisiert, legt er mit RA keine Technokraten-LP vor. „Die Qualität eines Albums sollte nicht auf technischen Hilfsmitteln basieren“, erklärt Bornemann. „Ich glaube, daß ein interessanter Sound zunächst mal als Idee dasteht und man ihn dann allmählich auf dem Instrument entwickelt.“

Bornemann ist überzeugter Verfechter der „handgemachten“ Musik, was aber nicht heißt, daß er Neuerungen wie z. B. der Sampletechnik zwangsweise ablehnend gegenübersteht. „Ich kann keine Harfe spielen und bin dankbar, wenn ich einen Sampler mit Harfe habe, die über Keyboards zu spielen ist. Mit der modernen Technologie kann man Klangformen finden, die man sich früher immer vorgestellt hat, aber auf den herkömmlichen Instrumenten nicht realisieren konnte. Ich halte nur nichts davon, sich ausschließlich aus diesen Kisten zu bedienen. Mir kommt es darauf an, diese Möglichkeiten in das Konzept miteinzubringen. In eine Musik, die orchestral episch ist und nicht zu klinisch kommen darf.“

Wie bereits auf den bisherigen 11 LPs wird auch auf dem neuen Werk ausschließlich in Englisch gesungen.

„Rockmusik ist eine weltweite Angelegenheit, und ich möchte überall verstanden werden“, erläutert Bornemann, der die Songtexte gemeinsam mit englischen Partnern schreibt, um die Inhalte sprachlich korrekt zu transportieren. „Ich weiß, daß viele Musiker darauf verzichten, sich da zu verstärken, aber die Arroganz habe ich nicht.“

Inhaltlich behandelt RA drei Themen-Blöcke: Die Impressionen des ersten genetisch erzeugten Menschen. Die Technik, die die Natur überrennnt. Die Wertigkeit der Existenz. „Ich glaube an den Sieg der Natur am Ende. Ob der Mensch das überlebt, ist eine andere Sache. „

Eindeutig rosig hingegen sind die geschäftlichen Perspektiven für seinen Studio-Betrieb. „Auf diesem zweiten Bein könnte ich mittlerweile, auch ohne eigene Musik, gut stehen.“

Daß seine Studio-Kunden hauptsächlich aus dem HM- und Hard-Rock-Lager kommen, irritiert den Melodie-Rocker dabei keineswegs. „Ich habe mich in HM gut reingefunden und kann mit der Musik heute eine Menge anfangen. Für mich ist HM das restliche Überbleibsel der Subkultur: eine knochenehrliche Musik.

Diese Jungs spielen wirklich aus dem Bauch und scheren sich nicht so sehr um Charts und Singles, sondern machen mit Begeisterung ihre Musik. Mich erinnert das stark an meine Anfänge und die Intentionen, mit denen ich selbst aufgebrochen bin.“

Was sagt jemand wie Bornemann, der mit 43 Jahren selber den alten Haudegen zuzuordnen ist, zu dem derzeitigen Revival alter Rock-Heroen?

„Es sind bezeichnenderweise jene Musiker, die in der Lage sind, sich dem Zeitgeist anzupassen und ihr Konzept zu aktualisieren. Diese Leute sind mit der Notwendigkeit aufgewachsen, ihre Musik noch mit der Hand zu machen und haben daher einen ganz anderen Background. Bei dieser Generation klingt einfach noch eine ganz andere Handschrift raus, als bei der kommerziellen Einheitskacke, die heute größtenteils angeboten wird. Ich will natürlich auch Erfolg haben und gefallen. Dieser Spruch: .Ich laß‘ mich nicht verkommerzialisieren‘ ist Quatsch. Alles, was verkauft und gefällt, ist kommerziell, aber mir ist es nicht egal, mit was ich gefalle.“