Tolkien is out McKillip is in – wird dies in ein paar Monaten das Motto der Fanmagazine angesichts des neu entflammten Lesefiebers der Fantasy-Freunde sein? Die „Erdzauber“-Trilogie der amerikanischen Autorin Patricia McKillip besitzt jedenfalls alle Voraussetzungen zu einem Kultbuch: den Zauber einer Phantasiewelt, die Faszination mächtiger Figuren und den langen Atem einer grandiosen Handlung. Morgon, der junge Fürst von Hed, einer kleinen, bäuerlichen Insel vor dem Festland, ist offensichtlich ausersehen, eine Schlüsselfigur in einem bevorstehenden gigantischen Kampf zwischen Gut und Böse zu verkörpern. Nur widerstrebend findet er sich in seine Rolle als Sternenträger und beginnt, die ersten Rätsel der Welt zu lösen. Er sucht den Erhabenen, den Herrn der Welt, der über alle Lebenden und Toten im Erdensternberg thronen soll – findet dort aber nur Ghisteslohm vor, den legendären Zauberer. Morgon wird verraten, gefoltert, seiner Seele beraubt … doch nicht besiegt. Und taucht wieder auf, als die ihm versprochene Rendel, Tochter des Königs von An, sich auf die Suche nach dem Totgesagten macht. Er hat sich verwandelt und auch gelernt, sich zu verwandeln, er hat magische Fähigkeiten erworben, die ihn seinen Feinden ebenbürtig machen – doch er hat dabei nicht den menschlichen Zweifel verloren. Er sehnt sich nach Ruhe und will seiner Aufgabe entfliehen, aber wenn sogar die Geister der Toten wieder auferstehen und sich nicht bannen lassen, kann Morgon nicht mehr als einfacher Bauer nach Hed zurückkehren und dort mit Rendel leben. Zu viel sei nicht von dieser atemberaubenden Geschichte vorweg erzahlt, nur so viel: den Leser erwarten ständig Überraschungen über das Wesen der Hauptfiguren, und auch Gute müssen Böses tun, um letztlich das Gute siegen zu lassen und Morgon muß lernen, Verrat zu verzeihen und Verzicht zu üben. Ein Buch, das man nur verschlingen kann und das zu einem Longseiler zu werden droht. Bei Tolkiens .Herr der Ringe“ nahmen die monatlichen Verkaufszahlen nach einiger Zeit stetig zu statt ab, und der Klert-Verlag stand zunächst köpf. Warten wir ab, was Goldmann mit McKillips „Erdzauber“ erleben wird.