Erst hat Isobel Campoell Amerika gehaßt. Dann lernte sie Mark Lanegan kennen.


„Mein erstes Album klang sehr europäisch. Damals habe ich auch Fanpost aus den USA bekommen, und irgendwie hatte ich den Eindruck: Die Amerikaner kapieren es einfach nicht. Also habe ich anscheinend meine Hand nach ihnen ausgestreckt.“ Tatsächlich klingt BALLAD OF THE BROKEN SEAS. als hätte sich die Schottin Isobel Campbell jahrelang durch verlassene Goldgräberstädte des US-Westens und schwüle Moorlandschaften des Südens geschlagen. Um hinterher mit dieser Tramp-Erfahrung ein Americana-Album aufzunehmen, vor dem selbst ein Howe Gelb hochachtungsvoll den Stetson lüften müßte.

„Das erste Mal war ich mit Belle & Sebastian in New York, da war ich 20. Und ich dachte: Warum sind hier bloß alle so aggressiv? Diese ständige Huperei. Und nirgendwo Bäume. Alle schienen traumatisiert. Dann ging ich in den Central Park: Ah, Bäume! Ich schaute hinauf, und dieser Baseball kam direkt auf mich zugeflogen und traf mich voll im Gesicht. Ab da habe ich Amerika wirklich gehaßt. Und es machte mir Angst. Der Himmel dort ist so ungeheuer weit. Erst später habe ich es lieben gelernt.“ Sie erzählt das lachend, mit Glasgower Zunge und unwiderstehlichem Charme, dem wohl auch Mark Lanegan verfiel. Eigentlich hatte Isobel nur eine tiefe Stimme für einen Song gesucht. „Ich habe ihm das Stück gemailt. Ein paar Monate später rief er an und sang seinen Text durch den Hörer. Ich dachte nur: Mein Gott, wie seltsam! Seine Frau meinte dann: .Wenn du mehr für ihn schreiben willst, bitte mach es.'“

Also schrieb Campbell fast ein ganzes Album samt den Texten. Das fertige Produkt schreit nach Vergleichen mit berühmten Gesangspärchen wie Sinatra/Hazlewood und Gainbourg/Birkin. Lanegans in allen Belangen dunkles Timbre ist ein perfekter Gegenpol zu Campbeils gehauchtem Engelsgesang. „Mir war bewußt, daß ich für eine der herausragendsten, klassischen amerikanischen Stimmen schreibe, und nicht für einen kleinen Schotten, der das vielleicht nur spielt. Das wäre peinlichgeworden. Marks Stimme ist wirklich einmalig – Johnny Cash ist ja leider tot. „Womit wir bei den Einflüssen wären. „Als ich als Teenager das erste Mal ‚Ring Of Fire‘ hörte, habe ich gedacht: Das ist ja wohl der coolste Song der Welt. Dann fand ich raus, daß ihn June Carter geschrieben hat. Und das fand ich dann obercool.“ Denn um das klarzustellen: „Ich produziere alle meine Platten selber. Bei dieser Konstellation mögen die Leute vielleicht denken, ich sei hier bloß die süße Maus. But I don ‚t want to be arm candy.“

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