ESC-Gewinner JJ: Die neue Stimme der Queer-Community
JJ hat mit seinem Song „Wasted Love“ beim ESC 2025 überzeugen können.

Mit 436 Punkten und einer eindrucksvollen Bühnenshow hat Österreich zum dritten Mal in der ESC-Geschichte den Sieg geholt – diesmal durch Johannes Pietsch alias JJ. Sein Song „Wasted Love“ überzeugte Jury und Publikum mit einem spannenden Mix aus Oper, Pop und elektronischen Elementen. Doch wer ist der Mensch, der hinter dem bewegenden Lied und der beeindruckenden Performance steckt?
Johannes Pietsch wurde am 29. April 2001 in Wien geboren. Seine Eltern, ein österreichischer IT-Experte und eine philippinische Köchin, ziehen kurz nach seiner Geburt mit ihm nach Dubai und schon früh zeigt sich sein musikalisches Talent. „Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit in Dubai“, erklärte Pietsch gegenüber der Seite „The National“.
„In Dubai habe ich meine Liebe zur Musik entdeckt, insbesondere zur klassischen Musik. Als ich ein Kind war, veranstalteten meine Eltern fast jedes Wochenende Karaoke-Partys, und meine Schwestern und ich sangen gerne mit – vor allem Songs von Kelly Clarkson und Mariah Carey. Mein Vater spielte uns auch klassische Musik vor. Ich denke, das ist auch ein Grund, warum ich heute Popera singe. Es ist ein Privileg, beide Welten verbinden zu können.“
Seinen Spitznamen und heutigen Künstlernamen JJ haben ihm seine Schulfreunde verpasst. Denn Hansi klang ihnen nicht cool genug. Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht JJ auch fließend Englisch, Französisch und Tagalog.
Professionelle Ausbildung
2016 kehrt er nach Österreich zurück, um sich intensiver der Musik zu widmen. Er wird in die Opernschule der Wiener Staatsoper aufgenommen und erhält dort eine fundierte Gesangsausbildung. Schnell kristallisiert sich heraus, dass seine Stimme der Countertenor ist.
2023 beginnt JJ ein Studium für Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK), wo er sich intensiv mit klassischer Vokalkunst, Bühnensprache und Musikwissenschaft beschäftigt.
Doch der Weg in die Öffentlichkeit erfolgt nicht nur über die Opernbühne: 2020 bewirbt sich Pietsch bei „The Voice UK“, nachdem er die Anmeldefrist für „The Voice of Germany“ verpasst hatte. In der britischen Show wird er von Will.i.am ins Team geholt und schafft es bis in die Knock-out-Runden. Es folgt ein weiterer TV-Auftritt bei „Starmania“ im Jahr 2021, wo er sogar in die Finalshows einzieht.
JJ ist stolz, queer zu sein
JJ geht offen mit seiner queeren Identität um und spricht häufig über die Bedeutung von Sichtbarkeit und Repräsentation. In einem Interview mit queer.de zum ESC in Basel betonte er: „Ich bin selber queer und freue mich, die Community zu repräsentieren und ihr eine Stimme zu geben. Ich bin quasi jetzt die Stimme der queeren Community aus Österreich und auch für alle, die sich angesprochen fühlen. Meine persönliche Botschaft wäre auch einfach nur, sich gegenseitig zu lieben, weil Liebe das Schönste ist, was es auf der Welt gibt, und Hass das Schrecklichste. Wenn man füreinander da ist, kann alles toll funktionieren.“
Ein weiterer ESC-Erfolg für Österreich
Mit dem Song „Wasted Love“, der am 6. März 2025 veröffentlicht wurde, holt sich Österreich nach 1966 (Udo Jürgens) und 2014 (Conchita Wurst) erneut den ESC-Titel. Der Titel entstand in enger Zusammenarbeit mit Teodora Špirić – bekannt als Teil des Duos Teya & Salena – sowie dem Komponisten Thomas Thurner. Produziert wurde das Stück von Pele Loriano, der bereits 2024 mit Nemos „The Code“ erfolgreich war.