Falco


So eng war’s in Münchens schönstem Rattenloch schon lange nicht mehr! Insider schätzten gut 1700 Neugierige (weitere 500 mußten abgewiesen werden), die gekommen waren, um des Falken Live-Debüt in deutschen Landen mitzuerleben.

Und der Herr Kommerzienrat Hansi Hölzel erscheint dann auch mit dem breitesten Grinsen seiner Laufbahn, ganz so, als hätte er die letzten zehn Jahre damit verbracht, dieser Genugtuung entgegenzudarben. „München is‘ eh ein Heimspiel“, meint der Meister – und recht hat er. Die besungenen „Munich Girls“ sind so scheint’s – komplett angetanzt. Pl-Publikum und noch jünger, fesch herausgeputzt und sehr schön anzusehen.

Gleichwohl Herr Falco: Seine Garderobe präsentiert sich in ständig wechselnden, sehr weit geschnittenen Sakkos und Hemden edelsten Zwirns, die diverse Stauungen am mittleren Ring kulant kaschieren. (Man spricht von 15000 DM Schneider-Honorar!!!). Die neuerdings obligate schwarze Jogging-Hose und der vertraglich zugesicherte Klumpfuß-Sportschuh ergänzen das optische Programm.

Musikalisch gibt man einen Querschnitt durch drei Jahre Falco: „Der Kommissar“, „Auf der Flucht“. „Junge Roemer“ plus einer Extra-Packung Drahdiwaberl-Roots: „Ganz Wien“ gerät durch den entwaffnend lasziven Groove einer sensationell disponierten Backing Band (bestehend vorwiegend aus Wiener Szenen-Heroen) zum alles überstrahlenden Glanzlicht.

Von der Zusammenstellung des Programmablaufes bis zur Präsentation protzt der Wiener mit Perfektion. Lange genug hat er die Entertainment-Tricks in seiner Tanzkapellen-Zeit studiert und war sich trotzdem nicht zu schade, einen bekannten Wiener Dramaturgen (Dieter Haspel) für 10000 DM Gage als Performance-Berater hinzuzuziehen. (Dieses in Amerika völlig übliche Unterfangen stünde einigen deutschen Kollegen mehr als gut zu Gesicht!).

Das Ergebnis gibt ihm recht. Sieht man von gewissen, wohl schon genetisch bedingten Bewegungsproblemen einmal ab (Falcos Rhythmus-Gefühl beim Rap verhält sich verkehrt proportional zu seiner Beinarbeit!), so haben wir hier endlich den deutschsprachigen Pop-Professional, der ohne weiteres an internationalen Maßstäben gemessen werden kann. Nicht ohne hintergründiges Lob bezeichneten auch die Macher von Österreichs einzig hörbarer Radiosendung „Musicbox“ Falco als den neuen Udo Jürgens.

Wenn er aber mit seinem gewohnt pumperlg’sunden Selbstbewußtsein dem Münchner Publikum erzählt: „… nächstes Jahr sehn wir uns in der Olympiahalle“, dann fällt mir nur eine andere Unterhaltungskünstlerin deutscher Zunge ein die dereinst sülzte: „Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund!“ Aber, wer weiß…