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Frankie Boy Sinatra war zwar lange vor Holly in Hollywood, in Liverpool aber konnte er nicht annähernd solche Erfolge feiern wie Englands Parade-Exzeßler. Stolz stellt Über-Schwuchtel Holly Johnson von der Bühne aus fest: „Die Welt liegt mir zu Füßen!“ – was natürlich glatte Hochstapelei ist: In englischen Plattenläden setzt ihr Album Staub an – und auch ihr Amerika-Ausflug endete alles andere als euphorisch; die US-Presse reagierte eher kühl – im Lande der Dolly Parton wird man „relaxen“ wahr scheinlich anders definieren.

Aber sei’s drum, zuhause in Liverpool kann man 30 Monate nach dem ersten Frankie-Gig im Londoner „Heaven“ (damals ein geradezu peinliches Erlebnis) vor einen knackevollen Royal Court treten. Und das gleich dreimal hintereinander.

WELCOME TO THE PLEASU-REDOME! Enjoy yourself war das Motto – und es störte niemanden, daß das Urwaldgezwitscher vom Band kam. Die Lichtshow war extrem dezent – und auch sonstiger optischer Firlefanz wurde vermieden. Hollys Stimme bleibt immer der Mittelpunkt – und auch wenn er mal Pause hat. entpuppt sich Mr. Johnson als begnadeter Entertainer, der Kontakt bis zur letzten Reihe herzustellen vermag. Aber vielleicht ist das auch nur daheim in der Stadt am Mersey möglich.

Natürlich kippen die Mädels zu den Klängen von „Relax, don’t do it, when you wanna go to it“ reihenweise aus den schwitzenden Söckchen – ganz so, als müßten sie sich selbst beweisen, daß Liverpool wieder mal ein paar große Söhne hervorbrachte. Kraftstrotzend auch „Two Tribes“, wie „Relax“ in eine pumpende 10 Minuten-Version aufgeblasen, und die neue, selbstgefällige Frankie-Hymne mit den Zeilen „We are the leaders and nothing can beat us“ („Black Night, White Light“).

Springsteens „Born To Run“ wird bei Frankie zur hemmungslos gedroschenen Phon-Orgie – wild, brutal, gut.

Die Frage, die sich natürlich jeder halbwegs informierte Hörer vor dem Konzert gestellt hatte („Wie kommt – Frankie ohne Trevor Hörn und seine Trickkiste aus?“) darf mit einem deutlichen „Na ja“ beantwortet werden. Wurden auch einige der brillanten Effekte der Platte mit Tonbändern eingespielt, so muß man den Musikern, verstärkt durch zwei angeheuerte Söldner an Gitarre und Keyboards, sehr wohl zu Gute halten, mit Engagement und voranpreschender Dauer-Power das fast nicht zu übertreffende Klangbild des Albums zu egalisieren.

„The Power Of Love“, ohne den Christmas-Hallelujah-Synthesizer, war das Lied zum Mitsingen – und es roch nicht mal nach Eigenliebe. Kein Friedensgeträller. kein Heile-Welt-Lalala und auch keine aggressiv gestylten Untergangs-Liedchen. Frankie sagt: „Buy me, love me, we’ve only just begun!“