HERZ PLATTEN


JETHRO TULL

BENEFIT

1970

Mir egal, dass diese Gruppe von den richtigen Leuten unterschätzt und von den falschen Leuten in den Himmel gelobt wird. Mit Jethro Tull habe ich mir die 80-Jahre vertrieben, diese Platte immer besonders nah am Herzen. Kein echter Bluesrock mehr wie zuvor, kein Progrock wie später, aber larvenhaft erkennbar die kommende Größe. Die Flöte psychedelisch biegsam, die Gitarrenriffs schwerer als die von Black Sabbath. Und ein in Gesang und Songwriting bereits vollendeter Ian Anderson.

THE THE

DUSK

1993

„The only true freedom is freedom from the heart’s desires. And the only true happiness this way lies“, singt Matt Johnson im ersten Song dieser blutenden, euphorischen Platte über das Leben und das Sterben, und wahrere Worte über die Liebe wurden im Pop nie ausgesprochen. Olympische Melodien, klar, aber die Texte über diesen „deaf, dumb and blind god that never explains“ packen mich noch nach 20 Jahren: „Everbody knows what’s going wrong with the world. But I don’t even know what’s going on in myself“.

VIC CHESNUTT

IS THE ACTOR HAPPY?

1994

Folk in Superzeitlupe, unwirklich lieblich wie ein Spaziergang im Gebirge, bevor die verzerrten E-Gitarren wie Lawinen aus Geröll abgehen und daran erinnern, dass dieses Gebirge ein gefährlicher Ort ist. Chesnutt schrieb hier Songs, die wie hingetupfte und doch wuchtige Kurzgeschichten eines meisterhaften Erzählers in die Seele gehen und dort bleiben. Er selbst schämte sich später dafür. Das seien „K inderlieder“, meinte er zu mir. Nun ruht er in Frieden, und meine Kinder lieben seine Lieder.

POLE

2

1999

„Beautiful things“, sag te Brian Eno einmal, „grow out of shit“. So wie Blumen. Und so wie die Musik von Stefan Betke, der sein Projekt nach einem defekten 4-Pole-Filter der Marke Waldorf benannte. Das Gerät gab nur noch ein beschissenes Knistern von sich. Ein rhythmisch f lackerndes Störgeräusch, das Betke als Grundlage für seinen hyperminimalistischen Dub benutzte, der aus nichts besteht außer fragmentierten Melodien, subsonischen Bässen, geheimnisvollem Knistern -und Ruhe.