Garbage – Beautiful Garbage


Garbage heißt Abfall - die Band liefert das Gegenteil.

Im Falle des neuen („schwierigen dritten“) Garbage-Albums gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht zu vermelden. Beide haben aber denselben Wortlaut: Carbage klingen wie erwartet. Das heißt, übel gesonnene Zeitgenossen könnten der Band nach den Alben Garbage und Version 2.0 einen gewissen Stillstand vorwerfen, wohlwollendere dagegen Stagnation auf allerhöchstem Niveau attestieren. Gründe für letztere Behauptung bietet Beautiful Garbage genug. Mindestens vier: „Shut Your Mouth“ ein absolutes Upfront-Ding von einem Song, elektronisch, hiphoppig mit einer catchy Hookline. „Androgyny“ mit viel Retro-Elektro-Schnickschnack und wieder einer unverschämt eingängigen Melodie. „Cup Of Coffee“ eine schöne Ballade vom „Milk“-Kaliber und natürlich „Cherry Lips (Go Baby Go)“, ein Lolita-Kinderlied mit Retro-Synth-Gequacker und Shirley Mansons Stimme, die hier klingt wie Madonna weiland 1985. Beautiful Garbage – das sind Manson, Butch Vig, Duke Erikson und Steve Marker wie man sie kennt und liebt, wenn man sie kennt und liebt: Türme von Tonspuren, vollfett aufeinander geschichtet, sampledelic total – was aber nicht verhindern kann, dass der Song als Song erhalten bleibt -, fette Rockriffs („Til The Day I Die“), Theremin-Samples („Cup Of Coffee“), rumpelnde Rock-Stampfer („Silence Is Golden“), catchy Aufkochen alter Garbage-Klischees („Breaking Up The Girl“), Akustikgitarren und Hallstimmen („Drive You Home“), Cinemascope-Sound („Parade“) und neben der Spur liegende Tape-Loops („Nobody Loves You“) Mit Ausnahme der Balladen bleibt kein Song – trotz aller vordergründiger Kommerzialität und Eingängigkeit – seiner Struktur treu, es gibt immer wieder unerwartete Breaks, Einschübe, Gimmicks, Mini-Samples und Scratches, die die Aufmerksamkeit des Hörers erfordern. Und bei all dem ist nur ein einziger Totalausfall zu beklagen: die grauenvolle Ballade „Can’t Cry No Tears“ mit Shirley Manson als verhinderter Doo-Wop-Sängerin. Zudem hat Manson für das Album die wohl persönlichsten Texte seit dem Beginn von Garbage geschrieben. Kaum eine Metapher verschleiert die wahre Befindlichkeit der Dame: Stillstand hin, hohes Niveau her- zu Zeiten ihres Debüts waren Garbage noch in der Postmoderne verortet, mittlerweile ist die Band in der Moderne angelangt. Aber das ist ja auch nicht schlecht.

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