Geheimcode Wildgänse


Sein Spitzname ist "Angel Eyes" - der Mann mit den Engelsaugen. Clint Eastwood kam vor 20 Jahren auf diese Idee, und seitdem ist der Name haften geblieben. Er ist, versteht sich, ironisch gemeint. Denn "Angel Eyes" Lee van Cleef, der Mann mit dem stechenden Blick und der markanten Adlernase, hat jahrzehntelang den Bösewicht vom Dienst gespielt-schweigsame, eiskalte, rücksichtslose Killer.

So gehörte er schon 1952 in seinem Filmdebüt in „Zwölf Uhr mittags“ zu ¿den Banditen, gegen die Sheriff Gary Cooper antreten mußte. Von da an war seine Rolle in Hollywood-Filmen festgelegt. Unter zahlreichen, zum Teil berühmten Regisseuren spielte Lee van Cleef Schurken aller Schattierungen: in „Gefährliches Blut“ von Raoul Walsh zum Beispiel, in „Zwei rechnen ab“ von John Sturges oder in dem klassischen Western „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“ von John Ford.

1965 trat eine entscheidende Wende in Lee van Cleefs Karriere ein. Sergio Leone holte ihn für eine Hauptrolle nach Europa; der Film hieß „Für ein paar Dollar mehr“, Clint Eastwood war sein Widersacher, und das Genre des Italo-Westerns war geboren.

Fortan bekam Lee van Cleef mehr als nur ein paar Dollar für seine Rollen – er war ein Star geworden. Sergio Corbuccis „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) und Sergio Sollimas „Der Gehetzte der Sierra Madre“ (ebenfalls 1966) untermauerten seinen Ruhm.

Jetzt bekam er auch in den USA Hauptrollen. In „Barquero“ zum Beispiel, den Gordon Douglas 1970 inszenierte, trat er jetzt als „Guter“ – im Alleingang gegen eine Bande grausamer, aber doch auch ziemlich unterbelichteter Banditen an. 1972 war er bei dem „Todesritt der Glorreichen Sieben“ dabei. In Erinnerung geblieben ist er auch als Polizeichef (!), der in „Flucht aus New York“ (1981) Kurt Russell in die Hölle hinausschickt.

Lee van Cleefs Kommentar zum Verlauf seiner Karriere:

„Ich habe verdammtes Glück gehabt.“

Und auf die Frage, warum er damals nach Europa gekommen sei, antwortet er so kurz wie ehrlich: „Die Gagen waren besser. Die Spesen für einen Drehtag waren höher als meine Gagen in bestimmten amerikanischen Filmen, die ich am liebsten vergessen möchte. „

Unlängst ist Lee van Cleef nach Europa zurückgekehrt, um in dem Action-Spektakel „Geheimcode Wildgänse“ des Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich eine Hauptrolle zu spielen. Gedreht wurde allerdings auf den Philippinen und in Hongkong.

Mit dem 1977 von Andrew V. MacLaglen inszenierten Film „Die Wildgänse kommen“ hat der neue Film allerdings nur gemein, daß sich die Handlung um eine Söldner-Truppe dreht. Damals befreiten die „Söldner“ Richard Burton, Roger Moore, Richard Harris, Stewart Granger und Hardy Krüger in einer Blitzaktion aus der Luft einen schwarzafrikanischen Politiker. In „Geheimcode Wildgänse“ geht es um Rauschgift.

Die Besetzung kann sich auch diesmal sehen lassen. Neben Lee van Cleef spielen „Profi“ Lewis Collins, Klaus Kinski, Ernest Borgnine und Mimsy Farmer. Der Auftrag der Söldner-Truppe unter der Anführung von Captain Wesley (Collins) lautet: Zerstörung des Opiumlagers von General Lao Khan im Goldenen Dreieck (dem Opium-Anbaugebiet im Grenzgebiet von Thailand, Laos und Kambodscha). Der Auftrag kommt von dem in Hongkong lebenden Milliardär Brenner (Ernst Neugebauer), der als Wohltäter für diese Sache auftritt; hinter ihm steht die internationale Drogen-Agency IDA, vertreten durch ihren fähigsten Agenten Fletcher (Ernest Borgnine).

Alles ist von Charlton (Klaus Kinski), dem Vertrauensmann des Milliardärs, vorbereitet worden. Wesley, dessen einziger Sohn durch Drogen umgekommen ist, hat sich stark für die ihm übertragene Aufgabe engagiert und als Mitkämpfer den waghalsigen Kriegsveteranen China (Lee van Cleef) als Helikopter-Pilot engagiert.

Die Söldnertruppe wird unterstützt von einheimischen Kämpfern. Sie bemächtigt sich in einem spektakulären Handstreich des Kampfhelikopters von General Khan und kann so mitten im Opiumlager landen und es zerstören.

Captain Wesley sprengt den Tresor des Hauptquartiers und findet darin Dokumente, die die Existenz eines anderen geheimen Drogenlagers beweisen. Auf Wesleys Befehl macht man sich, jetzt aber zu Fuß durch den Dschungel, auf den Weg nach Norden, um auch dieses Lager zu zerstören.

Ebenfalls auf den Weg macht sich Charlton mit einer Truppe, um Wesley zu finden – nicht aber, um ihm zu Hilfe zu kommen, sondern um ihn umzubringen. Durch die Zerstörung des einen Lagers sollten nur die Preise für Opium in die Höhe getrieben werden – Charlton und der „wohltätige“ Brenner gehören zur Drogen-Mafia.

So etwas lassen Wesley und China natürlich nicht mit sich machen, und so kommt es zu einem erbitterten Kampf, in dem Lee van Cleef alle Register seines Könnens ziehen kann.

Kinostart: 5. Oktober