Gentrip


Heyne-Taschenbuch 06-3904, 315 Seiten, DM 7,80.

Unter Regie des militärischen Geheimdienstes entwickeln Wissenschaftler neue biologische Waffen. Grippeviren, die jeder Körper aufnimmt, tragen in ihrem Kern die Gene tödlichster Krankheiten. Die USA und die UdSSR arbeiten gleichzeitig mit Hochdruck an solchen genmutierten Viren, die ultimative B-Waffen sein können: Doch ihre Einsatziahigkeit läßt sich nun einmal nicht im Labor bestimmen, weil es gerade auf Massenverbreitung ankommt… Diese schreckliche fiktive (?) Szenerie bildet den Rahmen für einen Roman von zwei amerikanischen Autoren: Die Geschichte einer jungen Frau, die ihr erstes Kind erwartet aber vor einiger Zeit von einer plötzlich aufgetauchten und wieder verschwundenen LSD-Droge genommen hat, die zu Mißbildungen und Fehlgeburten führt. Und parallel dazu die Geschichte eines Wissenschaftlers, der in der Genforschung arbeitet und zu spat erfährt, was das Militär mit seinen Ergebnissen anstellen kann. Die Story entwickelt sich äußerst spannend, speziell wenn es dazu kommt, daß einige Wissenschaftler den LSD-Panschern auf die Spur kommen und erst zum Schluß die entsetzliche Wahrheit erfahren. Und beklemmend ist die Realitätsnähe, die den Leser in zweifacher Hinsicht trifft. Zum einen sind die Autoren Stickgold und Noble selbst hochkarätige Wissenschaftler, Biochemiker und Genetiker, die sich durch ihre Forschungsarbeit mit dem Thema Genmanipulation auskennen und den Roman mit einer Fülle wissenschaftlicher Details sachlich sicher fundieren. Besonders ansprechend mußder Roman für solche Leser sein, die einige Ahnung von Naturwissenschaften, auch von Medizin und Mathematik haben: Ein Großteil des medizinischen Detektivspiels geht nicht ohne Zahlenkolonnen und Statistik ab. Zum anderen fügen die Autoren wahrhaft bestürzende Facts in einem Anhang hinzu, geben unter anderem die seriöse „New York Times“ als Quelle für einen militärischen Bakterientest im New Yorker U-Bahn-System an und fragen, was es mit plötzlich aufgetretenen geheimnisvollen Virenkrankheiten auf sich hatte: So die „Schweinegrippe“ in New Jersey im Februar 1976 und die „Legionärskrankheit“ im Juli desselben Jahres in Philadelphia. Man könnte also spekulieren, daß solche Krankheiten, zumal die Viren schon nach kurzer Zeit wieder verschwanden (in die nächste Mutationsstufe übergegangen sind?), geheime Tests waren – oder aber Folgen entwichener Viren, weil die Sicherheitsvorkehrungen in den Labors niemals hundertprozentig sein können. Genforschung ist in vielerlei Hinsicht sicher notwendig, pokert aber mit der Getahr, daß, wie die Autoren zum Schluß schreiben, .die Menschheit sich eines Tages durch einen dummen Zufall oder Irrtum selbst vernichtet“.