George Clinton


Ein typischer Tag im chaotischen Leben von „Uncle Jam“: Erst vermißte Clinton nach mehrtägigem Schlafmangel seine komplette Garderobe; und dann – als er endlich im Hotel eingelaufen warwarteten auf ihn schon ungeduldige Journalisten, denen der geschaffte Funk-Vater Rede und Antwort stehen sollte. Der Blind Date war für Clinton dabei fast schon Erholung: Nach drei Jahrzehnten im Geschäft ist Musik-Hören immer noch eine seiner liebsten (Nebenbeschäftigungen. Lediglich beim Anhören seines musikalischen Erzfeindes Rick James verließen den blendend gelaunten Groove-Meister alle guten Geister…

Aretha Franklin: „Freeway Of Love“

„Aretha? – Ich mag den Song, aber ein anderer Track auf ihrer gefällt mir weitaus besser: Sisters Are Doin‘ It For Themselves‘, wo sie von Annie Lennox zu Höchstleistungen getrieben wird. Ich war bei der Aufnahme dabei, da ich zur gleichen Zeit im Detroiter United-Sound-Studio an meiner eigenen LP und dem Album der Red Hot Chili Peppers arbeitete.

Aretha kann eigentlich gar keine Flops abliefern. Sie gefällt mir jedoch am besten, wenn sie durch eine neue Liebe inspiriert oder aber durch das Ende einer alten Beziehung deprimiert ist. Im Moment scheint sie sich nur zufrieden treiben zu lassen; das Quentchen Extra-Energie fehlt. Aber, wie gesagt: Schlechte Platten kann sie eigentlich gar nicht machen.“

Dire Straits: „Money For Nothin'“

(Nach dem Gitarren-Auftakt:) „Ich möchte wetten, daß sich‘ dieser Gitarrist vorher einige Scheiben der Rolling Stones angehört hat – oder aber die Platte wurde von Jimmy Miller (früherer Produzent der Stones) produziert. Klingt wie ein alter Hut, kann ich nichts mit anfangen. Die Dire Straits und Sting? Hoppla, ich mag ihre anderen Sachen nämlich.“

UB 40 & Chrissie Hynde: „I Got You Babe“

„Wie nennt man so was, Pop-Reggae? Ich versuche immer noch vergeblich, mich dafür zu erwärmen. Ich bin ein bißchen enttäuscht von dem, was ich bisher neben dem authentischen Roots-Reggae gehört habe – abgesehen von Stevie Wonders .Master Blaster‘. Vielleicht ist ja auch Reggae gar nicht dazu geeignet, verpoppt zu werden… Darüberhinaus bin ich wahrscheinlich auch ein wenig voreingenommen durch meine Vorliebe für die Sonny & Cher-Version des Songs…“

Eurythmics: „There Must Be An Angel“

„Klingt wie jemand aus den 60er Jahren auf einer Droge der 80er Jahre. Mir gefällt die Platte, das gesamte Konzept, und na-‚ türlich auch das Mundharmonika-Solo von Stevie Wonder. Sollte ich die Sängerin kennen? Ich nehme an, es ist eine Weiße. Annie Lennox? Ich glaube, zwei Sekunden später wäre ich auch drauf gekommen. Phantastische Sängerin.“

Glenn Miller: „Sophisticated Lady“

„Ja, das gefällt mir! Wahrscheinlich auch aus sentimentalen Gründen, denn das war die Musik, die ich in meiner Kindheit gehört habe. Es ist so alt, daß es heute fast schon wieder neu klingt. Ich könnte sogar auf eine Elektronik-Band abfahren, die diesen Song spielt. Keine Ahnung, wer es ist. Glenn Miller? Ich sollte vielleicht doch mit dem herausrücken, was mir im Hinterkopf herumschwirrt. An ihn habe ich nämlich gedacht.“

The Unknown Cases: „If You Want Me To Stay“

„Gemischte Gefühle: Einerseits mag ich das Original von Sly Stone, andererseits gefällt mir auch die Stimme dieser Sängerin. Beim Arrangement bin ich mir dagegen nicht so sicher: Slys Song lebt vor allem durch die Melodie, und bei der haben sie sich hier zu viele Freiheiten herausgenommen.

Ich bevorzuge die Version der Red Hot Chili Peppers – und das nicht etwa, weil ich sie produziert habe. Anthony (Kiedis) – der sonst mehr mit Rap als mit Gesang arbeitet- ist wirklich exzellent. Ich hatte ihn vorher mit auf meine Farm genommen und Tag und Nacht mit ihm geübt…“

The Meters: „Look-Ka Py Py“

(Nach den ersten Takten:) „New Orleans?… The Meters? … Die Band mit dem meisten Funk, außer Funkadelic manchmal sind sie sogar funkier. Der Schlagzeuger klingt so, als ob er gerade jemanden verprügeln würde.“

lan Dury: „Wake Up“ (Paul-Hardcastle-Remix)

„Ich mag den Text, aber der Song selbst reißt mich nicht vom Hocker. Es ist ein Remix? Darauf stehe ich ohnehin nicht so sehr.“

The Cure: „In Between Days“

„Dem kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Ist wohl nicht meine Liga.“

Rick James: „Glow“

„Das ist Rick James, right? Der ist schon in der ersten Klasse der Funk-Schule durchgefallen. Wie heißt das Stück? – Das war „Glow“? Habe ich mir noch nie so lang angehört. / ain’t glowin‘ for it! (Danach verließen ihn die Worte – und er schritt zur Tat. Resultat siehe Foto.