Green Day


kurz, kraftlos und konfus

Leibhaftig konnte man ihn sich vorstellen, den Manager der Punk-Megastars aus dem sonnigen Kalifornien: die Stoppuhr in der Hand und den Terminplan fest vor Augen. Akribisch schien der unsichtbare Bösewicht darauf zu achten, daß sich seine drei Schützlinge vor ausverkauftem Haus nicht verausgaben. Wozu auch? Das Erfolgsalbum ‚Dookie‘ hält sich seit 40 Wochen beständig in den deutschen Charts, der Nachfolger dürfte dem in nichts nachstehen. Das Soll ist erfüllt. Da kann eigentlich nichts mehr anbrennen. Die Vorgruppe, The Riverdales, hat ebenfalls ganze Arbeit geleistet und ein naßgeschwitztes Publikum hinterlassen. Als Green Day die Bühne entern, beginnt im Publikum der Kampf um die besten Plätze. Wer nicht freiwillig das Feld räumt, bei dem wird nachgeholfen. Die Ordner haben alle Hände voll zu tun, erschöpfte Kids aus dem Chaos zu retten. Drei Minuten Dauer-Pogo später wendet sich Billie Joe Armstrong in gebrochenem Deutsch ans Publikum: „Ich bin Scheiße.“ Wow. Die Fans dankens ihm mit frenetischem Beifall. Noch schnell ein paar mal auf den Boden gespuckt und weiter geht’s. ‚Basket Case‘, ‚Burnout‘, ‚Having A Blast‘ -‚Dookie‘ satt. Allerdings hört sich das bekannte Punk-Einmaleins doch erschreckend müde an, zu kraftlos holpern die drei durchs Programm. Doch Billie Joe, Mike Dirnt und Tre Cool haben ihr Handwerk inzwischen gelernt und überspielen halbwegs souverän ihre Lustlosigkeit. Mit ‚2000 Light Years Away‘ wagen sie sogar einen der seltenen Ausflüge in die Zeit vor dem großen Durchbruch. ‚Geek Stink Breath‘ gibt schließlich einen Vorgeschmack auf das neue Album. Plötzlich geht den Jungs aber doch der Saft aus. Richtungslos blubbern Baß und Gitarre in Session-Manier zu beliebigem Drumgehacke. Als nach Minuten der Ideenlosigkeit auch die vorderen Reihen zu gähnen beginnen, kratzt das Trio infernal gerade noch mal so die Kurve, um von der Road To Nowhere zur ‚Dookie‘-Erfolgsspur zurückzukehren. Nach gerade mal 50 Minuten ist alles vorbei. Im Zugabenblock geben die drei jungen Herrn nochmal Gas: ‚When I Come Around‘, ‚I Was All By My Seif und ‚Dominated Love Slave‘ (bei den beiden letzteren darf Drummer Tre Cool an die Gitarre) markieren die Höhepunkte des Abends. Dann ist endgültig Schluß. Das war sie also, die Band desjahres. Die Massen begeistern kann sie zweifellos, vorausgesetzt sie hat Lust dazu.