Heather Nova


Das Angenehme an Konzerten, die spät beginnen, ist, daß man vorher noch ein bißchen plaudern und den einen oder anderen Drink zu sich nehmen kann. Zumal, wenn man im kuscheligen ‚Knust‘, das gerade mal von zwei dunkelroten Strahlern stimmungsvoll illuminiert wird, auf einen Akkustik-Gig von Heather Nova wartet. Mitunter kann sowas allerdings auch ein Nachteil sein. Dann nämlich, wenn vor einem zwei Vollidioten in ‚Windsurfing Chiemsee‘-Sweatshirts zum Kampftrinken ansetzen, die Mädels um sie herum in den Schwitzkasten nehmen und sich pausenlos „fünf geben“. Als die zierliche Amerikanerin dann die Bühne betritt, laufen die beiden Spaßvögel endgültig zu Höchstform auf: „Heather, we love you!“, grölen sie durch den Club. Während ich im Geiste gerade den Schalldämpfer auf meine imaginäre 45er schraube, betont Heather Nova, wie sehr sie sich freue, wieder in Deutschland zu sein. Und man nimmt es ihr auch ab. Das deutsche Publikum mag sie wirklich. Das weiß sie. Schließlich gelang ihr im August des vergangenen Jahres in der Berliner Waldbühne das Kunststück, 22.000 Neil Young-Jüngern das Warten auf den großen Gott der Gitarre zu verkürzen. Doch diesmal ist die 28jährige Cosmopolitin nicht mit einer kompletten Band angetreten. Statt dessen begleitet sie nur die Cellistin Nadja Lanman. Erinnerungen an Berlin werden trotzdem wach, denn plötzlich stimmt Heather Nova ‚Like A Hurricane‘ an. Das Original zu toppen ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch gemessen an der doch arg biederen Version der Walkabouts, verleiht die Supernova dem Song eine sehr persönliche Note. Es folgen vor altem Tracks aus dem letzten Album ‚Oyster‘ wie ‚Island‘, ‚Throwing Fire At The Sun‘,’Heal‘ und natürlich ‚Walk This World‘, die im abgespeckten Akkustik-Arrangement und dank des massiven Einsatzes des Hall-Reglers für j das Gesangs-Mikro zusätzlich an Intensität gewinnen. Das intime Bar-Ambiente tut ein übriges. Einfach schön. Als Zugabe gibt’s dann nochmal eine beeindruckende Cover-Version. Diesmal Springsteens Gassenhauer ‚I’m On Fire‘. Auch schön. Sogar die beiden Prolos sind inzwischen verstummt.