Eskobar bringen Contenance und Coolness nur zum Fototermin mit – im Studio dagegen quillt ihnen das Popsong-Herz fast über.


Es war einer der seltenen Momente im aufblühenden Popstar-Leben des Daniel Bellqvist, da seine kunstvoll wie betonhart an die Stirn zementierten Poppersträhnen in hektische Unordnung gerieten. An jenem Freitag Nachmittag erhielt der Sänger und Songwriter von Eskobar in Stockholm die Nachricht, dass Heather Nova am darauf folgenden Montag einfliegen werde, um ein Duett für „There’s Only Now“, das zweite Album des Trios, aufzunehmen. „Mann, hatte ich Angst!“, gesteht Daniel und lässt umgehend jenes Porzellan-Pokerface fallen, das schon auf Promotionfotos zu cool wirkte, um in der Wirklichkeit allzu lange Zeit getragen werden zu können. Und auch Daniels Kollegen Robert Birming (Drums) und Frederik Zäll (Gitarre) stellten ihre mühsam einstudierte Contenance bereitwillig in einer Ecke des Übungsraumes ab, um sich auf das vorzubereiten, was da auf sie zukommen sollte.

Doch die Sorgen erwiesen sich als unbegründet, wie Robert erklärt: „Daniel schrieb den Song ‚Someone New‘ innerhalb von einer halben Stunde, und die Idee war so prägnant, dass wir nicht mehr viel verändern mussten.“ Songwriting als ideale Verbindung zwischen Bellqvists Inspiration und dem Mannschaftsspiel von Birming und Zäll, das ist die Stärke der notorischen Nicht-Sportler aus Schweden, die auch auf „There’s Only Now“ zum Tragen kommt. „Alle Ideen für unsere Songs beginnen mit einer Refrain-Melodie“, erklärt Bellqvist, „aber ich habe von Anfang an eine Vision im Kopf, wie der Track am Ende klingen soll.“ Epischen Pop machen Eskobar noch immer, das Trio hat jedoch einen bedeutenden Schritt vollzogen: Weg vom wuchtigen Pathos der auslaufenden Teenager-Jahre, von dem das Debüt „Til We’re Dead“ noch geprägt war, hin zu einer subtileren Betrachtung der Gefühlsinnenwelten. Orchestraler Kitsch wurde durch knusprige Digital-Sounds ersetzt, was im Jahr 2001 natürlich nicht neu klingt, aber dennoch für die Erwärmung des einen oder anderen Popherzens sorgen dürfte. Verstärkt wird die durch eine gemeinsame Tour mit Heather Nova, die derzeit auch durch hiesige Hallen führt. Scheint ein produktiver Montag gewesen zu sein.

www.eskobar.com