Heimlicher Held


Als Keyboarder der Beastie Boys steht der junge Kalifornier Money Mark in der zweiten Reihe. Dabei gehört er eigentlich ganz weit nach vorn.

Mark Ramos Nishita ist ein Glückspilz. So zumindest würde es der größte Teil seiner Altersgenossen sehen. Denn aus deren Blickwinkel heraus hat Nishita, der sich Money Mark nennt, einen der coolsten Jobs dieses Planeten. Er ist Keyboarder der Beastie Boys. Doch wie das mit Leuten, die coole Jobs haben, so ist, wissen sie ihre Ausnahmeposition oft nicht so recht zu schätzen. Statt mit den Beastie Boys im täglich neuen Spiel mit Bands und anderen Pop-Projekten mitzumischen, flüchtet Money Mark nach gemeinsamen Aufnahmen sofort zurück in sein Haus, anderhalb Stunden außerhalb von Los Angeles und eigentlich mitten im Nirgendwo. Dort hat der Sohn eines Japaners und einer Mexikanerin seine Familie, dort bastelt er an Songs und Sounds, dort fühlt er sich am wohlsten. Jedenfalls wohler als in einer Hotel-Lobby nach einer Reihe anstrengender Interviews: „Ich wäre lieber irgendwo allein und würde Musik machen. Dafür lebe ich, meine Sachen im Studio zurechtzubasteln.“ Nun ist diese Arbeitsweise in der modernen Tanzmusik nicht gerade selten. Doch wird sie von Mark in einem wesentlichen Punkt durchbrochen. Statt an Knöpfen zu drehen und vor Computerbildschirmen diverse Balken zu verschieben, spielt dieser Mensch haufenweise richtige Instrumente und fügt sie im guten alten Mehrspurverfahren zusammen. Selbiges machte erauch schon auf seinem Debüt „Money Marks Keyboard Repair“. Doch während damals die Ideen noch so kurz und fragmentarisch ausfielen, daß sie gerade in den elektronischen Kontext perfekt hineinpaßten, sind diesmal ganze, ausformulierte Songs der Phantasie von Money Mark entsprungen.

Daß seine neue Platte wieder auf dem Mo’Wax-Label erscheint, ist denn auch eine mittlere Sensation. War James Lavelles Firma doch bisher der Inbegriff von TripHop. Doch egal, wie weit man diesen schwammigen Begriff auch dehnen mag, Money Marks „Push The Button“ fällt garantiert nicht darunter. Statt Beats und Loops dominieren Gitarre, Piano und Gesang. Songs eben, und nicht selten schwebt der junge Elvis Costello durch den Raum.

Allzu viele Einflüsse von außen allerdings können Money Mark kaum erreichen: „Ich verfolge die aktuelle Musik nicht. Ich höre nicht Radio und sehe nicht fern, denn ich will keinem Trend verfallen. Als ich mit der Platte angefangen habe, hatte ich zunächst nur ein paar elektronische Spielereien auf Lager. Aber dann habe ich mir gesagt, daß ich eine bessere Platte in mir habe.“ Daß es durchaus auch ein Trend ist, in der Vergangenheit zu wühlen, bestreitet Money Mark nicht, sieht sich aber nicht in diesem Umfeld:“lch wollte nicht retro sein. Es ging mir eher darum, in den Geist früherer Zeiten hineinzukommen. Ich glaube, daß wir an einem Punkt angelangt sind, an dem man mit Technologie nicht weiterkommt.“

Nun gut, doch wo bleibt in diesem gemütlich esoterischen Gemauschel die Jugend? Wo bleiben die Beastie Boys? „Wir sind ziemlich verschieden. Die Beasties sind an der Ostküste aufgewachsen, ich in Kalifornien, was möglicherweise mehr mit Natur zu tun hat, auf jeden Fall mehr mit Raum. Und mit Sonne.“