Honigdiebe


„Ich weiß auch nicht, warum mir die Leute ständig mit Lloyd Cole kommen. Bloß, weil er auch aus Schottland kommt, nehme ich an. “ Grahame Skinner zuckt die Achseln. Die britische Musikpresse bemüht die absurdesten Vergleiche, um ihren Lesern zu verklickern, was sie bei HIPSWAY erwartet. Von Bowie ist die Rede, von Chic-Gitarren, Pomp-Pop, ABC-Glamour, und selbst die alte Mär vom typischen Schotten-Sound wird zum x-ten Mal aufgewärmt. „Glasgow ist halt 400 Meilen von dem entfernt, was die da unten für den Nabel der Welt halten“, erklärt Skinner die Verwirrung seiner englischen Landsleute. „Wir wollen nicht in London leben, lieber fahren wir jedesmal 800 Meilen hin und her…“

„Wir“, das sind Schlagzeuger Harry Travers, mit dem Grahame Anfang ’84 das Hipsway-Konzert ausgeheckt hat, sowie die Herren Pim Jones (Gitarre) und John McElhone (früher Bassmann bei den Altered Images). Die vier spielen Pop-as-pop-can: schmetternde Hörner, schmieriges Piano, süße Synthies, knackige Gitarren und alles, was sonst noch Spaß gemacht hat, in den britischen Charts der letzten drei Jahre. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, daß Skinners Jungs bestimmte Sätze nicht mehr hören können. „Sowas wie ,Ich liebe dich, du liebst mich‘ könnte ich nie hinschreiben“, erklärt Grahame im Brustton der Überzeugung.

„Texte sind schließlich nicht bloß da, weil du ’ne gute Nummer hast.“

Davon haben Hipsway jede Menge, mehr als genug jedenfalls, um ein Debüt-Album ohne Füllmaterial vorzulegen. Ganz oder gar nicht, heißt die Devise, Mr. Skinner will „so groß wie möglich“ werden. Der schlaksige, eher unscheinbare Schotte liebt das Bad in der Menge: „Im Fernsehen und bei Konzerten verstecke ich mich hinter mir selbst, dann bin ich ,Skin‘ von Hipsway; nicht schüchtern wie bei Mädchen und solchen Sachen, sondern larger than life.“

Und larger als sämtliche Sputniks dieser Welt. „Auf sowas hätte ich überhaupt keinen Bock -— ich find‘ die Sigue Sigues ziemlich komisch, aber nicht mal sonderlich unterhaltsam. Sie haben nichts wirklich Neues, keinen Sex … im Grunde sind sie ganz schön langweilig. Und sehen nicht mal gut aus.“

Wie Grahame Skinner und Hipsway aussehen, erfahren wir genauer Anfang Juni -— dann geht die Bande auf Europa-Tour.