In ihren Songs mischen Semisonic Pop mit Erotik


Beim ersten Hinhören erinnern sie an Toad The Wet Sprocket oder Split Enz. Doch ihr eingängiger Gftarrenpop ist geprägt von einer unterschwelligen Erotik. Da geht es um sexuelle Abenteuer nach der Disco („Closing Time“), betörende Tape-Sampler („Singing In My Sleep“) oder erotische Phantasien („Completely Pleased“). Allerdings wird Sänger Dan Wilson nie explizit. Er beläßt es bei netten Andeutungen. „Das ist doch viel spannender, als eine Geschichte in all ihren Details zu erzählen“, grinst der schlaksige Brillenträger. Dabei sind die Versuchungen, die er auf seinem zweiten Album („Feeling Strangely Fine“) beschreibt, angeblich real: „Es passiert immer wieder, daß sich mir wildfremde Frauen aufdrängen.“ Sex und Pop – eine Mischung, mit der Dan Wilson, John Munson und Jacob Slichter zu den neuen Shootingstars des Alternative-Rock avancieren. Ihre Singles „Closing Time“ und „Singing In My Sleep“ stehen in den US-Top 20, für das Album „Feeling Strangely Fine“ gab’s bereits Gold. Damit haben Semisonic die Schlappe ihres Debüts „Creat Divide“ ausgebügelt, das von der Kritik gelobt, von den Käufern jedoch ignoriert wurde. „Wir waren eben unserer Zeit voraus. Damals setzten die Leute Rock’n’Roll mit heroinabhängigen Chaoten gleich“, meint Dan Wilson rückblickend. „Heute bin ich sehr froh, daß wir nicht sofort erfolgreich waren. Dann würde unser zweites Album wahrscheinlich viel schlechter laufen.“