Interview: Nina Hagen


Die Diva aus der DDR, anfangs als exotischer Vorzeige-Punk hofiert, griff mit ihren Provokationen schnell in bundesdeutsche Nesseln. Nach zweijährigem US-Aufenthalt schien sich der Staub ein wenig gelegt zu haben. Im großen ME/Sounds-Interview aber haut sie nun wieder in gewohnter Manier auf die Pauke - mit der ihr eigenen Sprache und der ihr eigenen (Un-)Logik.

ME/Sounds: Mich würde zunächst interessieren, wie du deinen Gig in der Berliner Waldbühne empfunden hast. Immerhin das erste Heimspiel nach Jahren.

Nina: „Well, ich hoffe, ich kann bald wieder in Berlin spielen, und dann für zwei Stunden und nicht nur für ’ne Schulstunde, wa? – 45 Minuten. Es fängt ja nach ’ner dreiviertel Stunde immer erst an. Bei mir war det ja schon immer so.“

ME/Sounds: Du hattest Schwierigkeiten mit dem Sound am Anfang, oder?

Nina: „Ja, da war ständig das Echo an, weil der Echoknopf kaputt war. Na ja, und… macht doch nichts! ich hab‘ doch keine Angst. Weißt du denn nicht, wer ich bin? Ich bin doch angstlos.“

ME/Sounds: Danach wollte ich dich gerade fragen: Ob du den Titel deines Albums ANGSTLOS so wörtlich meinst?

Nina: (fast beleidigt) „Na hör mal, ick lüge doch nich.“

ME/Sounds: Nun, lügen ist wohl ein hartes Wort für so etwas.

Nina: „Well, not quite.“

ME/Sounds: Es könnte doch sein, daß man manchmal Angst hat und manchmal nicht.

Nina: „O.K., ich bin aber angstlos.“ ME/Sounds: Bei dir ist häufig von “ Wahrheit“ die Rede. Welche meinst du denn da?

Nina: „Es gibt nur eine Wahrheit: Die sonnenklare, wahre.“

ME/Sounds: ??

Nina: „Du mußt mich bestimmte Sachen fragen, dann erzähle „ich dir die Wahrheit. Worüber willst du denn die Wahrheit wissen?“

ME/Sounds: Wie hast du denn die Wahrheit für dich selbst gefunden?

Nina: „Ich habe mich in die Pyramide reingesetzt und bin gestorben. Und dann habe ich die Wahrheit persönlich getroffen. Mit 17 in Ost-Berlin. Da hatte ich mein erstes Out-Of-Body-Experience.

Seit dem Tag war für mich alles klar; seit dem Tag kann ich die Wahrheit erfühlen. Mir kann die Un-Wahrheit nix mehr. Aber frag‘ mich doch wat Konkretes, dann werd‘ ich dir schon die Wahrheit sagen.“

ME/Sounds: Gut. Es ist ein Zufall, daß heute abend in der Offenbacher Stadthalle Wolf Biermann bei einem Wahlfest für die hessischen Grünen spielt. Hast du noch Kontakt zu dem Mann, bei dem du immerhin deine ersten 11 Lebensjahre verbracht hast? Und zweitens: Könntest du dir vorstellen, auch so klar politisch Partei zu ergreifen ?

Nina: „Na is doch schön. Hoffentlich singt er schöne Lieder, die den Leuten auch was Neues mitteilen. Ich spiele überall, auch auf der Straße oder in der Kirche. Doesn’t matter, wo ick spiele. Wenn Leute da sind, und meine Band ist dabei – dann kann man auch spielen.“

ME/Sounds: Aber konkret für eine Partei Partei ergreifen…?“

Nina: „… hab ich doch noch nie gemacht!

ME/Sounds: Meinst du denn, daß Musik überhaupt politisch beeinflussen kann und sollte?

Nina: „Ja, ich glaube, daß Musik aus der großen, sphärischen Einsamkeit kommt. Mit Einsamkeit meine ich aber nich ‚allein‘, sondern Einigkeit. Bei mir kommen manchmal Wörter raus, die meine ich dann ganz anders. Zum Beispiel, wenn ich Einsamkeit gesagt habe, gerade eben.“

ME/Sounds: Aber du findest kein anderes Wort dafür und nimmst in Kauf, daß man dich falsch versteht.

Nina: „Man kann mich gar nicht mißverstehen. Nee, kann man nicht.“

ME/Sounds: Also, wenn du einsam sagst…

Nina: „…hab’s doch gerade erklärt, wie ich es gemeint habe.“

ME/Sounds: Gut. Etwas anderes: Du hast in einem deiner letzten Songs was von „deutsche Welle – deutsche Hölle“ gesagt.

Nina: „Ja, sure, so Lieder wie (singt monoton): Jen sitz‘ im Kino/bis Mitternacht/ und guck‘ mir alle Filme an./Ich sitz‘ im Kino/ bis Mitternacht/und guck‘ mir alle Filme an!‘ Det ist für mich ‚Hölle‘. Wenn ich so etwas im Radio höre, so eine Band und so eine Sängerin – totale Hölle. Keine Aussage, aber auch gar keine. And that’s what I mean with it. „

ME/Sounds: In dem Zusammenhang: In deinen Texten war, ähnlich wie bei Udo Lindenberg, die deutsche Sprache, eine Scene-Sprache. immer sehr wichtig. Was bedeutet es für dich, jetzt in Los Angeles von diesem Umfeld gekappt zu sein?

Nina: „Ich spreche genauso gut englisch wie deutsch. Und ich denke genauso gut deutsch wie englisch. Und in Amerika gibt es genauso viele gute Menschen wie in Deutschland. Und genauso viele gute UFOs im Weltall wie über Deutschland.

Man muß mal langsam anfangen, das Universum und die Erde kosmisch zu betrachten – und nicht immer diese Länder und Städte-Grenzen dazwischenzupacken. Das ist total daneben. Wir sind Menschen.

Und daß man Berliner ist, das ist ein Geburtsumstand, ein Wohnungs- oder Lebens-Umstand. Aber ich bin genauso viel Berliner, wie ich (fängt an zu sächseln) Dresdner, Leipziger, Magdeburger, Cottbuser, Schweriner bin. Ich könnte dir Städte und Dörfer in Indien aufzählen. Ich gehöre dazu wie der Baum und jeder Hund. Ich bin ein lebender Teil des lebenden Universums. Und für mich gibt’s da nur noch Liebe und Missionsarbeit. Da gibt es so viel zu tun.“

ME/Sounds: Meinst du denn, daß es zwischen Städten wie Berlin und New York keinen Unterschied gibt?

Nina: „Kosmisch betrachtet nicht. Auch nicht in den Lebensumständen. Denn ich meine, da gibt’s keine Türken, aber Schwarze.

Aber ich wollte schon immer nach New York gehen. Ich habe in der DDR auf meinem Bett gesessen und die Sendung ‚New York, New York‘ gesehen. Und damals, als kleines Mädchen, hab ich mir gedacht: ‚Ich will auch ein Teil von New York sein.‘ Denn wenn du in der DDR groß wirst, dann kriegst du ein ganz anderes Verständnis von der Welt – als wenn du in Westdeutschland oder in West-Berlin aufwächst. Du mußt dir vorstellen: Du wirst groß wie ein kleiner Kanarienvogel, da ist immer der Käfig drum rum. Du weißt, die Welt ist groß. Jetzt mal nur die Erde betrachtet. Und du kannst immer nur dahin, dahin und dahin. Aber dahin darfst du nicht, und dorthin auch nicht. Falls du dich dann damit beschäftigst, dann überlegst du dir, wer überhaupt diese ganzen Gesetze macht.

Bei der Gelegenheit bin ich dann gestorben – Gott sei Dank. Auf meinem ersten LSD-Trip, ich bin dahin gegangen, wo Ich eine große Lektion erteilt bekam. Das hat mein Leben total verändert; seit dem Tag bin ich ein neues Mädchen – und heiße immer noch Nina.

Auch nachdem meine Tochter geboren wurde, war ich ein neuer Mensch, total. Da habe ich so was Weibliches vollbracht weiblicher geht’s schon gar nicht mehr. Danach hab‘ ich mir erst mal alle Haare abgeschnitten und hab mich wie ein Junge gefühlt. Auch ohne Sex und so. Ich will damit sagen, daß ich genausoviel männlich wie weiblich bin.

Und dann der Quatsch in den Zeitungen, daß ich lesbisch bin. So’n Unstnn! Ich hab‘ einen ganz tollen Boyfriend; der ist der schönste Junge der ganzen weiten Welt. Der sieht aus wie ein Indianer aus Kanada und wie einer von Out-Of-Space und wie ein norwegischer Gott aus dem schwarzen Schneewald. Ich habe viele Boys ganz toll lieb. Aber als ich ihn getroffen habe, in Toronto, konnte ich an dem Tag dann nichts mehr essen.

ME/Sounds: Wie war das für dich, als du 1980 in New York ankamst?

Nina: „Toll, ganz toll. Da waren viele Leute, die kannten mich schon von den Sachen, die ich gemacht hatte. Dann haben wir in New York oft gespielt. Manchmal war’s voll, manchmal halbvoll.

Ich habe New York sofort als meine Stadt betrachtet, wie Berlin auch. Hab mir sofort alles unter diev Nägel, gerissen. ‚Das is meins!‘ – die ganze Erde, das ganze Universum is nur wegen mir erschaffen worden – und wegen dir natürlich auch.“

ME/Sounds: Der Kultstatus, den du zu der Zeit in Deutschland hattest, fiel ja wohl weg.

Nina: „Kulti-bulti. Ick hoffe, daß ick mein Image gewaltig verändert habe. Beziehungsweise, daß die Zeit und der Wind mein Image verändert haben.

Es is ja nicht schlecht, was früher war, auch bei mir. Aber es geht doch immer weiter. Da kann man ja auch gar nichts dagegen machen. Es ist unveränderbar, daß man sich entwickelt. Und daß man als Kind wächst und immer mehr lernt.

Im Laufe der Jahre habe ich – wie andere Leute fünf Jahre Biologiestudium betreiben – mein kosmisches Studium betrieben. Es geht immer weiter. Es ist unverhinderlich. daß sich der Mensch zu einem übermenschlichen Wesen entwickelt. Institutionen und all diese Begrenzungen denkt man sich selber aus oder nimmt sie von anderen an.

Dabei ist der ganze Kosmos eine einzige Schule: Damit wir lernen, wie man fliegen kann. Überall hin, wo man will. Und damit man lernen kann, wie man in Kontakt kommen kann mit Wesen von anderen Planeten…“

ME/Sounds: …ich versuche, es zu kapieren, aber…

Nina: ….. denn die wollen nicht kommen, um uns zu erschrecken, sondern um uns ihre Weisheit mitzuteilen. Diese Wesen sind immer da. Die waren noch nie nicht da. Die waren schon da, als sie die Bibel geschrieben haben, bevor Jesus geboren wurde. Jesus kam ja von denen. Er war ja nur eine irdische Reinkarnation. Er hat ja nur versucht, den Leuten was beizubringen, gell?

ME/Sounds: Und das versuchst du nun auch in deinen Liedern zu vermitteln?

Nina: „versuchen? Ich kann ja gar nicht anders. Is mir ja eingegeben worden – in meinen Programmator. Ich muß ja so reden!“

ME/Sounds: Hast du denn dann auch noch direkten Einfluß auf dich?

Nina: „Ich hab den tollsten Einfluß, den man sich überhaupt vorstellen kann – und den tollsten Ausfluß. Das ist alles ganz geil.“

ME/Sounds: Was machst du aber, wenn die Leute dir da nicht so folgen können oder wollen? Wie bei dem Berliner Gig. Da war die Begeisterung ja nicht so groß.

Nina: „Ist doch alles egal. Nach jedem Gig is ein anderer Gig. Das hört doch nie auf. Selbst wenn du stirbst: An dem Tag, wo du stirbst und große Todesangst ausstehst – gleich nach dem Tod gibt es schon wieder ein anderes Konzert.“

ME/Sounds: Hast du dir eigentlich in Berlin auch die anderen Musiker angehört oder dich ausschließlich auf deinen Auftritt konzentriert?

Nina: „Mmh, ich habe manchmal was gesehen. Bin mal gucken gegangen. Ich hab‘ ja auch mit Rudi Ratlos getanzt. Det is wahrscheinlich mein Karma gewesen, mein unverhinderliches Karma.

Das ist wahrscheinlich damals in der DDR passiert, wo ich mir als Udo Lindenberg-Fan seine Platten angehört habe. Ich hatte eine, da waren auf der Rückseite des Covers diese ganzen Glatzköpfe drauf, dieses Out-Of-Space-Spektakel. Und da is einer unter diesen blauen Glatzköpfen gewesen, der is dann mein Producer geworden: Keith Forsey. Giorgio Moroder und Keith sind ein Team.“

ME/Sounds: Und wie bist du auf sie gekommen?

Nina: „Wunschdenken! David Bowie hatte gerade mit Giorgio was gemacht, womit er mir gezeigt hat: Giorgio is o.k. Also bin ich ihn auschecken gegangen. Und Giorgio ist total o.k. Er hat Keith und mich im Studio die ganze Zeit machen lassen. Er hat immer mal geguckt und mir ein paar Sachen gesagt, die er so dachte. Aber das ganze Ding lief eigentlich zwischen Keith und mir. Ein Superteam.

Brian Eno hat früher mal zu mir gesagt, ich sollte selbst produzieren. Mach‘ ich auch bald, brauch‘ nur mein eigenes Studio. Und dann schließ‘ ich die Tür zu; dann kommt mir keiner rein, und dann zieh‘ ich auch keinen BH an.“

ME/Sounds: Ich habe mal irgendwo gelesen, du hättest dir vor ein paar Jahren ein Studio auf den Bahamas gekauft.

Nina: „So’n Quatsch. Unsinn, seit wann hab‘ ich denn Geld gehabt! Ich hab‘ doch einen amerikanischen Manager gehabt, der mir alles weggenommen hat, junger Mann…“

ME/Sounds: …Bennett Glotzer, der Zappa-Manager…

Nina: ….. ja. Aber heute muß er sein Haus auch verkaufen. Ich brauche eigentlich kein Geld. Die Welt braucht Geld – oder auch kein Geld. Eines Tages wird es sowieso kein Geld mehr geben. Aber bis dahin brauche nicht ich Geld, sondern die Projekte, an denen ich arbeiten muß.“

ME/Sounds: Was passiert, wenn deine neue Platte nicht erfolgreich wird?

Nina: „Ich toure. Europa im November. Italien, Holland, Norwegen, Spanien, Frankreich, England und hier.“

ME/Sounds: Willst du eigentlich weiter mit englischen Texten arbeiten? So etwa fifty-fifty wie auf der Platte?

Nina: „Ich mache weiter englische und deutsche Texte – ooh, und französische Texte narrtürlisssch! Und je better mein Französisch wird, desto better werden meine Texte.

In Frankreich, in der Süd-Provence gibt’s ein Dorf, das hat sehr viel mit den UFOs zu tun. Da geh‘ ich sowieso mal hin.

Die Zeit, daß sich die UFOs zeigen und mit den Regierungen Kontakt aufnehmen, ist ja schon da. Jetzt liegt es an dir, sie willkommen zu heißen oder in Angststellung zu bleiben. Die sind doch ganz total friedlich. Die wollen friedlichen Kontakt mit uns schließen. Man kann sich ja informieren in den Büchern von den Leuten, die schon Kontaktpersonen sind.

So bei mir: Als ich so 1980 rum mit ein paar Berliner Leuten in der Babylon-Forschung drinsteckte, haben wir in so einer Farm in der Nähe von Hamburg, bei Hans Otto Mertens, gelebt. Dieser Bauernhof ist 100 Meter vom nächsten entfernt, da gibt es nachts kein Licht.

Und da flogen die ganze Zeit Lichter ums Haus rum – und die Jungs, Leffy hieß einer, hat gesagt: Das war ein UFO. Das war ihm ganz klar. Und er konnte sich nicht mehr bewegen und so. Das war sehr interessant für mich.

Aber als die UFOs so um das Haus rumflogen, hatte ich unheimlichen Schiß und konnte die ganze Nacht nicht schlafen, habe immer Schatten die Wand langfahren sehen durch die Gardinen, brrr, da hatte ich Angst. Da war ich noch nicht ready für die UFOs.

Ich bin dann nach Amsterdam gefahren zu meinem Freund Ferdinand, den ich ja noch vom Heroin-Trip herunterholen mußte, wollte. An dem Tag, an dem ich mich in ihn verliebt hatte, hab‘ ich beschlossen, daß der Junge gerettet wird, weil seine Seele einfach zu wertvoll ist.

Mein amerikanischer Manager Glotzer sagte damals: ‚Komm du lieber rüber in die Staaten, wir machen eine tolle Band für dich. Diese Band ist sowieso nich gut.‘ Und ich sagte: ‚Ja, ich komm schon rüber, aber erst mal muß ich mit Ferndinand in die Pharmacon-Klinik nach England fahren.‘ Nach vier Wochen war er geheilt mit einer ganz tollen Methode: Mac Patterson heißt die Frau. Keith Richards und Eric Clapton waren da auch. Sie hat in Hongkong mit Opiumsüchtigen gearbeitet. Akupunktur und Akupressur gemacht, und so ne Maschine entwickelt, die man hinter dem Ohr trägt und die das Schmerzzentrum auf eine Weise anmacht, daß es sich sofort wieder zurückentwickelt.

Ferdinand war ein total anderer Mensch danach. Dann sind wir nach New York gegangen und haben die erste Band zusammengestellt. Dann hat er mich schwanger gemacht, und mir war drei Monate schlecht. Und so hatte die erste Tour nicht die Voll-Power, die ich sonst immer habe.

Ich hab mich entschieden, das Kind zu kriegen – und zwar mit vollem Herzen. Weil da war wat in mir, det sachte: ‚Ich will, ich will, ich will!‘ Ich will auch noch ein Kind haben, irgendwann. Mein Horoskop sagt, daß ich noch ein oder zwei Kinder kriege.“

ME/Sounds: Ich hatte dich vorhin nach dem Wolf Biermann gefragt. Hast du noch Kontakt zu ihm ?

Nina: „Sure, der geht jetzt auch ein paar Monate nach Amerika und macht Vorlesungen an ein paar Unis. Über deutsche Literatur und Gedichte und so, denke ich mir.“

ME/Sounds: Deine Band, das „No-Problem-Orchestra“. sind das alles amerikanische Musiker?

Nina: „Die sind alle aus L.A. Spit, der Drummer kommt von einer Punk-Gruppe called ‚Fear‘; Mary war früher bei Herbie Hancock; Steve Schiff, unser Gitarrist, hat auch in irgendeiner Gruppe mitgemacht und Karlchen, unser Baßspieler, hat früher bei Donna Summer mitgemacht und bei allen möglichen Leuten. Wat weeß ick.“

ME/Sounds: Spielst du mit dieser Besetzung auch in den Staaten?

Nina: „Ja, wenn unsere Platte auch in Amerika rauskommt, dann gehen wir da auch auf Tour.“

ME/Sounds: Aber du hast bereits in den letzten Jahren schon Gigs dort gemacht?

Nina: „Ja, nachdem Cosma Shiva geboren war, haben wir in New York und in L.A. gespielt und in so kleinen Clubs – zum Warmmachen.

ME/Sounds: Hört man denn in den Staaten was von den deutschen Sachen?

Nina: „Yeah. natürlich, die finden das Deutsche ganz toll. Die fahren auf Nena genauso ab wie auf Trio, Malaria und auf alles, was deutsch ist.“

ME/Sounds: Irgendwie bist du schon vielen Leuten hier etwas verlorengegangen. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Nina: „Das ist ja auch gut so, denn so konnte ich auch mal meine Ruhe haben von diesem deutschen Image und so. Man muß doch als Mensch in seinen unbegrenzten Möglichkeiten reisen dürfen. Hier haben sie doch über jeden Schritt, den ich gemacht habe, rumgeneckert.“

ME/Sounds: Da fallen n ir deine Filme ein. „Cha Cha“ und „Bildnis einer Trinkerin“, wo du eine kleine Rolle gespielt hast. Hast du in der Richtung in der Zwischenzeit etwas gemacht?

Nina: „Wir haben gerade ein Video fertiggestellt: Zarah Leander.“

ME/Sounds: Wie bist du eigentlich auf dieses Stück gekommen?

Nina: „Na, das ist doch ganz klar!“

ME/Sounds: Mir offenbar nicht!

Nina: „No? Weil ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen. Deswegen! Sie hat es schon gewußt, und ich habe es gewußt; so haben wir es also beide gewußt und haben uns auf dem Video zusammengetan. Ich als Zarah und Zarah als ich.“

ME/Sounds: Und seid ihr beide bei der Arbeit gut miteinander klargekommen? Ich stelle es mir gar nicht so leicht vor. mit dir zu arbeiten: auch für eine Tote nicht wie Zarah Leander.

Nina: „Yeah, sehr gut! Aber du solltest mich mal sehen, im Studio. Ich bin einer der diszipliniertesten Arbeiter der Welt. Ich kann auf hohen Hackenschuhen 11 Stunden lang stehen, ohne den Mund zu verziehen. Wenn es bei mir um Kunst geht, eine Sache perfekt rauszuhauen, dann stehe ich notfalls für zwei Tage auf einem Bein, sage ich dir.“

ME/Sounds: Ich weiß, daß du auf David Bowie stehst. Hast du mal sein. China Girl‘-Video gesehen? Es hat hier ziemliches Aufsehen erregt.

Nina: „Ja, toll. Ich habe ihn nie getroffen, aber oft von ihm geträumt, speziell, eh … na ja, oft von ihm geträumt halt. Toll. Du weißt ja, daß Träume, also die Nachtwelt, genauso eine Realität sind wie die Tagwelt. Dagegen kannst du nichts tun. no!“

ME/Sounds: Habe ich auch nicht vor.