Jack Bruce


Wenn sich heute Bassisten, oder solche, die es werden wollen, unterhalten, kommt zwangsläufig das Gespräch auf JACK BRUCE! Er nimmt eine musikalische Spitzenposition ein, ohne dabei als Star zu wirken. In der Tat hat JACK BRUCE als erster Popmusiker bewiesen, dass der Bass mehr sein kann als nur treibendes und begleitendes Element. Er war der erste, der dieses Instrument aus der gemütlichen Beschaulichkeit herausgerissen und als Solo-Werkzeug präsentiert hat. Diese Stilistik hat er bei den „Cream“ einen vollendeten Höchststand gebracht. In ihrer 3%jährigen Geschichte wurde dieses britische Trio nicht nur die bestbezahlteste Gruppe der Scene, sondern auch als Schrittmacher des Progressiven anerkannt. Selbst Leute, die im anderen musikalischen Lager standen, so zum Beispiel Leonard Bernstein, hielten Lob und Begeisterung nicht zurück. Es wurde allgemein anerkannt, dass die „Cream“ auf dem richtigen Weg waren, und ihrer Musik schien keine Grenze gesetzt. Jedoch persönliche Differenzen zogen einen Schlussstrich unter die Gruppe und deren Musik. Heute ist die „Creme de la Cream“ endgültig tot, doch sie sind schon Legende.

SPANNUNGEN

Für JACK BRUCE kam die Trennung Ende 68 nicht überraschend, hatte er doch schon vor der „Cream“-Zeit persönliche Spannungen mit Ginger Baker zu überwinden. „Wir fielen uns mit der Zeit ziemlich auf den Wecker und nur eine Trennung konnte dieses weiterauf-dem-Nervtrampeln verhindern. Mit Ginger habe ich mich schon bei Bert Court ley und Graham Bond nicht verstanden. Bei Graham ist es sogar zu solch einem Krach gekommen, dass sie mich rausgeschmisen haben.“

KRIEGS SITUATION

JACK BRUCE bekam ein Angebot von „Topper“ Manfred Mann. Er nahm diesen Job aus einer Notsituation an. Denn mittlerweile hatte er geheiratet und musste Geld anschaffen. Doch die Arbeit bei Manfred wurde mit der Zeit zusehends frustrierender. JACK sehnte sich nach neuen Impulsen und suchte sie vergebens. Als seine Stimmung praktisch auf dem Nullpunkt angelangt war, rief Ginger Baker an. „Ich war damals ziemlich skeptisch, als Ginger anrief und etwas von einer wahnsinnigen Idee faselte. Er wollte was mit Eric Clapton machen, den ich bei John Mayall kennengelernt hatte. Und mich wollten sie als Bassisten haben. Ich habe mir die Sache reiflich überlegt, schliesslich aber meine persönlichen Bedenken gegenüber den musikalischen zurückgestellt. Es hat mich ungemein gereizt, mit nur zwei Leuten zu spielen. Wir mussten echt was bringen und es war einfacher, als es sich jeder von uns vorgestellt hatte. Musikalisch hätte es noch lange kein Ende genommen, jedoch die persönlichen Spannungen wurden immer stärker. Wir kamen schnell an den Punkt, wo es nicht mehr weiter ging. Danach brach der Krieg aus.“ Die „Cream“ zerbrachen an ihrer eigenen Persönlichkeit und doch ist es bis heute wenigen Gruppen gelungen, mit solcher Homogenität zu musizieren, wie es bei ihnen der Fall war. Das Trio brach Ende 68 auseinander und für JACK war die Zeit gekommen, sich mal wieder auf sich selbst zu besinnen.

INSELLEBEN

Er hatte durch seine unterschiedlichsten Engagements bei nicht weniger als 10 Gruppen (Graham Bond, John Mayail, Alexis Korner und Manfred Mann, um nur die wichtigsten zu nennen) eine umfassende musikalische Erfahrung gesammelt, die darauf wartete, verarbeitet zu werden. Er zog sich auf seine schottische Insel zurück und liess sowohl Fans als auch seine Freunde im unklaren über seine Pläne. „Endlich konnte ich so leben, wie ich es schon immer gewollt hatte und mich um meine Familie kümmern.“ In dieser Zeit komponierte er die L.P.’s „Songs for a Tailor“ und „Things we like“ mit seinem alten Förderer Dick Heckstall-Smith. Er fing wieder an zu jobben. Doch sein Bass-spiel ging bei „Tony Williams Lifetime“ verloren. Und seine Fans verstanden die Welt nicht mehr.

JACK BRUCE HEUTE

Auch die Gründung einer eigenen Gruppe, der „Jack Bruce Band“ mit Chris Spedding, John Marshall und Art Themen konnte auf einer Deutschlandtournee nicht überzeugen. Wohl aber sein letztes Solo-A’bum „Harmony Row“. Mit dieser LP stellte JACK BRUCE erneut unter Beweis, dass sein Bass bei der „Cream“ nie drittes Rad am Wagen gewesen ist – im Gegenteil. Als Sensation dürfte der Entschluss von JACK BRUCE bewertet werden, sich der amerikanischen Formation „Mountain“ anzuschliessen. Felix Papalardi, der früher viele „Cream“-Scheiben produziert hat und mittlerweile selbst musikalische Lorbeeren erntet, hat seinen Bassjob bei „Mountain“ an den Nagel gehängt, um eben JACK BRUCE Platz zu machen. In diesem Trio spielen Jack Bruce, Bass, Lesley West, Leadguitar, Corky Laing, Drums. Felix Papalardi geht zurück in die Staaten, um wieder das Produzieren aufzunehmen. Von dieser Zusammenstellung dürfte man musikalisch viel erwarten. Doch Vorschusslorbeeren haben es in sich, dass sie zu schnell verwelken.