Auf der Suche nach unterhaltsamen Podcasts kann man schnell verzweifeln. Wer sich im Programm iTunes (das es für Windows und OS-X unter www.itunes.de kostenlos gibt) durch das Podcast-Angebot in deutscher Sprache clickt, stößt in der Liste der populärsten Sendungen auf das „Merzedes-Benz-Hörbuch“, die wöchentliche Ansprache von Angela Merkel, die „Sendung mit der Maus“, die „Tagesschau“ und Ähnliches. In der Rubrik „Musik“ findet sich fast ausschließlich Werbung, darunter der „Pulse DVD Podcast“ und der „pure Podcast“ („Musik für Sammler &. Suchende“), in dem Menschen vom „Universal Strategie Markering“-Team seltsam gestelzt Produkte ihres Unternehmens anpreisen.

Was in anderen Ländern eine Spielwiese ist, auf der jedermann mit einfachsten Mitteln spannende Sendungen anbieten kann, wirkt in Deutschland derzeit wie der Großparkplatz vor einer Shopping-Mall. Da beispielsweise ein Indie-Nerd, der jede Woche ein kleines Programm über seine neuesten Lieblingsbands erstellen will, an den strengen Richtlinien der GEMA scheitert, ist Podcasting in Deutschland für Privatpersonen wenig attraktiv. Kein Wunder, dass von den über 25.000 Podcasts bei iTunes derzeit nur gut 1000 aus Deutschland kommen.

Zum Glück lassen sich die besten internationalen Podcasts aber problemlos – und kostenlos – auch hierzulande auf den Rechner saugen. Unbedingt downloaden sollte man beispielsweise „No Direction Home“: Eine Hörbuch-Fassung von Martin Scorseses großartiger Dokumentation über Bob Dylan wird bei iTunes in vier je 30-minütigen Episoden verschenkt. Auch der britische DJ Erol Alkan legt in regelmäßigen Abständen neue Episoden bei iTunes ab, in denen er Bootlegs und Bastard-Pop-Hits vorstellt, die auf anderem Wege schwer zu bekommen sind.

Der ehemalige Jane’s-Addiction-Gitarrist Dave Navarro und ein paar seiner Freunde erstellen einen sprach-(ehrlich gesagt: laber-)lastigen Podcast, der unter „Dave Navarro 6767“ bei iTunes zu finden ist. Mehr Musik – „experimentelle Elektronik und Conscious HipHop“-enthält der „The Beat Oracle‘-Podcast, der liebevoll von dem kalifornischen DJ Michael Beam zusammenstellt wird. Der Download lohnt sich, auch wenn die Ladezeiten lang sind: In den etwa zwei Stundenlangen Folgen (je etwa 100 MB) wird bisweilen erstklassige Musik abseits des Mainstream vorgestellt. Absurde und höchst unterhaltsame Coverversionen präsentiert Brian Ibbott in seiner regelmäßig über iTunes abrufbaren Sendung „Coverville“. Hörenswerte Indierock-Podcasts sind „Bands Under The Radar“ (iTunes) und „AGood Day For Airplay“ (http://agooddayforairplay.blogspot.com).

Podcasts selbst erstellen ist übrigens relativ einfach: Mit Hilfe von Audio-Software wie Audacity (kostenlosbei http://audacity.sourceforge.net) lässt sich Musik und die eigene Stimme schneiden und aus- und einfaden. Am Ende erstellt das Programm aus allen Teilen eine einzige MP3-Datei, die auf eine „Weblog-Hosting-Seite“ geladen werden muss und dann mit Hilfe von Podcasting-Software wie FeedFor-All zu einem Podcast gemacht werden kann.

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