Jethro Tull


Als Jethro Tull, die Spassvögel der britischen Popszenerie, kürzlich noch zu Gast in unserem Land waren, spielten sie zusammen mit Gentle Giant, die im Vorprogramm auftraten (und beinahe noch mehr imponierten), in diversen deutschen Grossstädten und wurden, wie immer und wie nicht anders erwartet, mit grossem Enthusiasmus empfangen. Obwohl die Gruppe sich durch allzu krass zur Schau getragene Starallüren bei vielen Leuten unbeliebt machte, gaben sie musikalisch kaum Anlass zu Kritik. Schon mit seiner auffälligen Persönlichkeit – halb Rumpelstielzchen, halb Rattenfänger von Hameln brachte Ian Anderson die Atmosphäre in den Sälen zum Kochen. „My God“, ein Track ihres Albums „Aqualung“ eröffnete die Show. Nach einem akustischen Intro wurde die Band aktiv; in viel zu grosse, kitschige Anzüge gekleidet wirkten die Jungen alle irgendwie recht komisch. Ebenso erheiternd war dann auch Ian Anderson, der, obwohl die Gruppe musikalisch eine gute Einheit bildet, doch von Anfang bis Ende die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich lenkte.

Perfekt und professionell

Das Repertoire lief reibungslos und perfekt ab. Neben bekannten Nummern spielten sie Stücke von „Thick As A Brick“, ihrer neuen LP. Ian Anderson hat im Laufe der Jahre beinahe alle Musiker, mit denen die Gruppe populär geworden ist, verabschiedet. Übriggeblieben ist lediglich Martin Barre, der Sologitarrist. Drummer Barrie Barlow, der für Clive Bunker (jetzt Wild Turkey) einsprang und sich als letzter zu Jethro Tull gesellte, machte hinter seinem Schlagzeug einen guten Eindruck und scheint genau der richtige Mann für die Gruppe zu sein. Bassist Jeffrey Hammond brillierte, als er eine Nummer ansagte, mit seinen, wenn auch einstudierten Deutschkenntnissen. Last not least John Evan, Organist/Pianist. Evan, ein ausgezeichneter Musiker, scheint Jethro Tulls grösster Haupttreffer zu sein. Er ist ein besonders fähiger Organist und spielt ausserdem gut Klavier.

Abschliessend kann nur gesagt werden, dass Jethro Tull auf dieser Tournee wieder einmal bewiesen haben, wie professionell sie sind und wie einmalig, was ihre Show betrifft. Ein Kompliment übrigens noch den Soundtechnikern, die ebenfalls sehr gute Arbeit geleistet haben. Schade nur, dass man der Presse gegenüber so unzugänglich war. Ein Interview mit Ian Anderson wäre vielleicht ganz interessant gewesen. Aber das gehört dann wohl auch zu den obenerwähnten Starallüren…