Jethro Tull: ‚Auf den Hund gekommen‘


In Montreux, der zauberhaften Stadt am Genfer See, spielt sich In letzter Zelt einiges ab. Nachdem Deep Purple schon genug Gesprächsstoff für das Städtchen gegeben hatten, war die nächste Attraktion Jethro Tull. Sie sollten zwar nicht spielen, aber Immerhin mit einem Check zur Vervollständigung von Montreux beitragen. Da ausserdem eine Pressekonferenz angesagt war, die erste, seit den Gerächten einer Trennung, fuhr ME hin, um Genaueres Ober Ihre Zukunftspline zu erfahren.

IAN ANDERSON EIN ROCKER

Wir sassen noch in der Bar als die meisten der Anwesenden schon lange über das Bufett hergefallen waren. Da kamen plötzlich fünf Typen an uns vorbei und wir fragten uns: Sind sie es, oder sind sie es nicht? ‚Sie müssen es sein, aber das kann doch nicht; lan sieht doch nicht wie ein Rocker aus?!‘ So ging ein Raunen durch die Reihe, aber es konnte wirklich niemand anders sein als Jethro Tüll. Kurze Zeit später, als alle noch recht abwartend herumstanden, gesellte sich der Drummer Barriemore Barlow zu uns. Sehr günstig! ‚Barrie, erzähl doch mal, was ihr im Augenblick so macht!‘ ‚Well, wir sind momentan vollbeschäftigt 1. mit unserem Film und 2. mit einem neuen Album. Die Platte wird nicht so wie Passion Play ein zusammenhängendes Stück sein, sondern es sind ganz normal 12 Songs drauf. Allerdings werden wir mit neuen Instrumenten überraschen, aber ich verrate nicht, womit‘ ‚Habt ihr irgendwelche Konsequenzen daraus gezogen, dass Passion Play überall verrissen wurde?‘ Nein, wieso auch? Passion Play ist das Beste, was wir jemals gemacht haben. Das Thema wird auch in dem Film behandelt werden. Es ist doch sowieso so ziemlich das einzige Thema: Leben, und dazu gehört Tod, und das Leben nach dem Tod; Existenzfragen, die niemand beantworten kann, mit denen es aber Spass macht, zu spielen, lan wird wahrscheinlich die Rolle von ‚Gott‘ übernehmen.

NEUES ALBUM

Sann wurd^zur Pressekonferenz gerufen, aber in der sterilen Atmosphäre, die zu sehr an einen Klassenraum erinnerte, konnte nicht viel losgehen. Die Journalisten durften einzeln Fragen stellen und meistens war es lan. der antwortete. ‚Wir sind einev.der Bands, die am härtesten arbeitet und wir mussten uns einfach eine Pause gönnen, bevor wir neue Sachen in Angriff nahmen. Ich wollte schon lange einen Film drehen, weil ich der Ansicht bin, dass ich in diesem Medium bedeutend mehr ausdrücken kann, als auf der Bühne. Das Soundtrackalbum wird etwa in einem halben Jahr erscheinen; bis der Film aber fertig wird, das dauert noch einige Zeit.‘ ‚Warum macht ihr ausgerechnet Montreux so ein Geschenk?‘ ‚Nun, wir hatten vor Passion Play sechs Monate hier gelebt und es hat uns so gut gefallen, dass wir uns dachten, wir sollten uns diesen duften Leuten hier dankbar erweisen. Von dem Geld (ca 70 000 DM) soll ein musikalisches Kommunikationszentrum gebaut werden. Ich finde, dass hier ein Haus fehlt, in dem die Leute jede Art von Musik hören und spielen können.‘ ‚Werdet ihr wieder Tourneen machen?‘ ‚Ja natürlich. Wie gesagt, wir hatten wirklich Erholung nötig und wollten uns mit etwas anderem beschäftigen. Es hat nichts mit Passion Play zu tun. Es ist hundertprozentig unser bestes Album. Das die Platte überall durchgefallen ist, beweist nur, dass verschiedene Leute mit ihrem Geschmack vollkommen auf den Hund gekommen sind’…