Klage gegen Coca Cola, weil sie Johnny Cash imitieren

„Die Stimme eines Musikers zu stehlen ist Diebstahl seiner Integrität, Identität und Menschlichkeit“, so ein Anwalt des Nachlasses von Johnny Cash.

Es sind nur wenige Sekunden, aber die Stimme ist unverkennbar: Coca Cola hat einen Werbespot produziert, in dem ein Sänger für den begleitenden Soundtrack exakt so klingt wie Johnny Cash. Das hat nun Folgen, der Brause-Gigant wird vom Nachlass der 2003 verstobenen Musiklegende verklagt.

Der Spot wurde erstmals im August ausgestrahlt und erregte wenig Aufsehen. Die Klage wurde nun am Dienstag (25. November) in Nashville eingereicht. Darin wird der Coca Cola Company vorgeworfen, „die Stimme von Johnny Cash in einer landesweiten Werbekampagne gestohlen zu haben, um sich zu bereichern – ohne um Erlaubnis zu fragen oder eine Entschädigung zu zahlen“.

„Die Stimme eines Musikers zu stehlen ist Diebstahl seiner Integrität, Identität und Menschlichkeit“, schrieb Tim Warnock von Loeb & Loeb, ein Anwalt des Nachlasses von Cash. „Der Nachlass reicht diese Klage ein, um die Stimme von Johnny Cash zu schützen und um eine Botschaft zu senden, die die Stimme aller Musiker schützt, deren Musik unser Leben bereichert.“

Die etwas dick aufgetragene Klageschrift enthält auch der Verweis auf ein Urteil von 1988. Hier gewann die Sängerin und Schauspielerin Bette Midler einen Rechtsstreit gegen den Automobilhersteller Ford, nachdem dieser ohne ihre Erlaubnis eine ihr ähnelnde Stimme in einer Werbung verwendet hatte.

Verweis auf das ELVIS-Gesetz (kein Witz!)

Überdies wird auch auch der sogenannte ELVIS Act zitiert, auch bekannt als „Ensuring Likeness Voice and Image Security Act of 2024“ (Gesetz zur Sicherung der Ähnlichkeit von Stimme und Bild von 2024). Erlassen wurde das Gesetzt im US-Bundesstaat Tennessee.

Der ELVIS Act zielt darauf ab, Personen — insbesondere Künstler:innen, Musiker:innen und andere Kreative — davor zu schützen, dass ihre Identität (Name, Bild, Stimme, auch Dinge, die in irgendeiner Art an sie erinnern) ohne Zustimmung durch künstliche Intelligenz (etwa als Deepfakes oder Stimmenklone) kommerziell missbraucht wird.

Der Nachlass von Johnny Cash will die Werbung aus dem Fernsehen und Internet verbannen lassen und fordert eine nicht weiter definierte Entschädigung.

Bleibt indes die nicht einfach zu beantwortende Frage, ob die Stimme wirklich zu 100 Prozent an Johnny Cash erinnert oder eben nur eine Anmutung erzeugt. Das müssen die Juristen entscheiden – und werden dafür sehr wahrscheinlich einige Cash-Platten hören.

Marc Vetter schreibt freiberuflich unter anderem für MUSIKEXPRESS. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.