Jon Anderson


!ICH BEWUNDERE SÄNGER WIE GILBERT BECAUD. Was er bei seinen Auftritten macht, würde ich auch gern können. Aber ich habe einfach Angst,allein mit meiner Gitarre vor ein paar Hundert Menschen meine Lieder zu singen. Ich habe immer noch Lampenfieber und wenn ich das Podium betrete, zittern mir die Knie.Wer also eine Solokarriere erwartet, hat sich verrechnet.“

Diese Worte kommen von Jon Anderson, dem Sänger/Komponisten und Leader der in der letzten Zeit unglaublich populär gewordenen Gruppe YES. Seine Worte bestätigen noch einmal unmissverständlich, dass er trotz seiner Kapazitäten nie ein Superstar war und auch nicht beabsichtigt, einer zu etwa zwei Jahren auf den Bühnen der kleinen Clubs stehen musste, steht heute an der internationalen Spitze. Zwei Goldene LP’s, „The Yes Album“ und „Fragile“, sind der Beweis dafür. „Ich war eigentlich ein bisschen überrascht, dass „The Yes Album“ in Amerika so wenig Anklang fand, aber der grosse Erfolg von „Fragile“ Hess mich diese Enttäuschung vergessen. Wir bekamen in England Gold für „The Yes Album“ und in den Staaten für „Fragile“. Aber ja, wenn man das mit den Wbo vergleicht, die da so viel von haben, ist das noch gar nichts“.

Der Erfolg in Amerika Hess ziemlich lange auf sich warten. Selbst als sie im eigenen Land und auf dem Kontinent bereits die grossen Säle füllten, hatte man in den Staaten kaum von ihnen gehört. Bis sie zusammen mit Jethro Tüll auf Tournee gingen. Gestärkt durch den Erfolg der ersten Tour und eine LP in den Charts trat Yes zum zweiten Mal die Reise über den Ozean an. Wir fragten Jon Anderson, wie er seinen Erfolg dort beurteile: „Manchmal finde ich es beinahe schade, dass alles so reibungslos vor sich geht. Die finanziellen Probleme von früher z.B. gibt es heute nicht mehr. Aber alles, was ich in den letzten fünf Jahren an Energien in Yes investiert habe, kommt jetzt langsam zu mir zurück“. Und weiter erzählt er:

„Während unserer Amerika-Tournee gingen wir auch nach Las Vegas. Darüber hatten wir so unheimlich viel gehört und gelesen, dass wir gespannt darauf waren, es mit eigenen Augen zu sehen. U.a. gingen wir zum „Cesar’s Palace“, einem Gebäude, das, so viel ich weiss, etwa 64 Millionen Dollar gekostet hat. Es ist schrecklich. Las Vegas ist eine Betonstadt, in der Tausende mittelalterlicher Amerikaner ihr Geld wegwerfen. Die Menschen in den Restaurants sind Roboter und noch nicht einmal zu einer ganz normalen Konversation fähig. Alles in allem ein grosser Reinfall“.

Keine Showband

Durch den guten Verkauf ihrer Platten will das Publikum ausschliesslich Kompositionen von eben diesen LP’s hören. Für eine kreative Gruppe wie Yes wirkt sich das manchmal hemmend aus. Oft fühlen Jon, Chris, Steve, Bill und Ri- k sich wie eine Maschine. „Aber“, sagt Jon, „Wir sind eine Gruppe vom Publikum für’s Publikum. Wer unsere Konzerte besucht hat, erzählt seinen Freunden, was er gehört hat. Und die wollen dann dieselben Stücke hören. Irgendwie ist das der logische Lauf der Dinge. Die Leute wollen von unserer Musik unterhalten werden. Wir sind keine Showband. Ich stehe immer still auf der Bühne und man wird mich selten oder nie einen Act bringen sehen. Höchstens mit meinem Tambourine. Manchmal habe ich Lust, ein bisschen Show zu machen, aber da höre ich immer schnell mit auf, weil mir gerade noch rechtzeitig einfällt, dass ich das selbe schon bei Joe Cocker gesehen habe“.