José González


Wenn es um psychedelische Musik geht, denke ich an …

GAL COSTA – ACAUA

Ich bin definitiv jemand, der am Song an sich und seinen Melodien interessiert ist. Tobias Winterkorn ist mehr auf Sounds fixiert, er koppelt Synthesizerklänge gerne mit Delay-Effekten. Aber das heißt nicht, dass wir uns in komplett unterschiedlichen Lagern befinden. Mir gefällt das Album LEGAL von Gal Costa, aus dem dieser Song stammt. Es ist tolle Musik, in der typisch brasilianische Einflüsse neben Einflüssen aus Psychedelia und Blues stehen.

Die Rebellion meiner Jugend verbinde ich mit …

MISFITS – SHE

Als ich mich zum ersten Mal aus Spaß selbst als Musiker in einer Band versuchte, war die Hardcore-Gruppe Sick Of It All ein großer Einfluss. Das verstehe ich heute nicht mehr. Mit den Misfits kann ich aber immer noch etwas anfangen. Die sind für mich ein Klassiker. Nicht so sehr wegen des ganzen Horror-Brimboriums, das bei ihnen immer eine große Rolle spielte. Mir gefällt es, wie ihr Hardcore-Punk zum Pop tendiert und dadurch eine eigene Persönlichkeit entwickelt. In diesem Song ist das so. Er ist für mich zeitlos. Zu hören ist er übrigens auf einem Album namens LEGACY OF BRUTALITY. Ich erwähne das, weil so einen Titel vermutlich niemand mit mir verbinden würde. (lacht)

Der wichtigste Folk-Sänger ist für mich …

SILVIO RODRÍGUEZ – SUEÑO CON SERPIENTES

Mein Vater hat in einer argentinischen Folk-Gruppe gespielt. Er war mit den Musikern der Band Markama befreundet, und an Mercedes Sosa führte für ihn kein Weg vorbei. Ich mag diese Sachen auch. Aber sie haben mich nicht groß beeinflusst. Im Fall von Silvio Rodríguez sieht das anders aus. Seine mit Metaphern überzogenen Erzählungen, seine politischen Lieder über das Leben in der Arbeiterklasse, die Emotionen in seiner Stimme und nicht zuletzt das Fingerpicking machten ihn für mich schon in früher Jugend zu einem besonderen Künstler.

Durch den langen kalten schwedischen Winter hilft mir …

JAN JOHANSSON – VISA FRÅN UTANMYRA

Ich würde grundsätzlich zwischen zwei Kategorien unterscheiden, was Wintermusik angeht. Afrikanische Songs machen sich für mich gut, wenn man einen gemütlichen Sonntag mit einer Tasse Tee verbringt. Sie sind dann der perfekte Kontrapunkt. In der Musik von Jan Johansson hört man die kalte Jahreszeit deutlicher heraus. Zu ihr kann man die Gedanken schweifen lassen und die Welt vergessen. Dieses Stück von ihm hört sich wie das Thema aus dem „Rosaroten Panther“ von Henry Mancini an. In Wahrheit ist es ein schwedisches Folk-Traditional. Johansson sitzt am Piano, und dazu hört man einen Kontrabass. Diese minimalistische Art der Auff.shortührung gefällt mir.

Das neue Junip-Album inspirierte besonders …

MARVIN GAYE – IT’S A DESPERATE SITUATION

Es ist sehr schwer, einen Song herauszupicken, weil wir von vielen Musikern beeinflusst werden. Auf Marvin Gaye können wir uns aber alle problemlos einigen, allein schon wegen seiner großartigen Stimme. Er singt von seiner Verzweiflung, aber das musikalische Arrangement wirkt lebendig und euphorisch. So eine Nebeneinanderstellung ist das Nonplusultra. Bei uns beginnt alles mit der Musik, die automatisch einen pessimistischen Eindruck vermittelt. Aus diesem Grund erscheint es mir passend, Texte mit düsterem Touch zu liefern. Ich lasse aber auch Raum für Momente, die das Licht am Ende des Tunnels andeuten.

Albumkritik ME 5/13

José González wurde im Jahr 1978 in Göteborg als Sohn argentinischer Eltern geboren, die vor der Militärdiktatur in ihrer Heimat geflüchtet waren. Nach der Schule studierte er Biochemie, beschloss aber, sich auf die Musik zu konzentrieren. 2003 erschien sein Solo-Album VENEER. Im Jahr 2008 wandte er sich wieder der Band Junip zu, die zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre lang als Projekt existierte. Zu ihr gehören Elias Araya (Drums) und Keyboarder Tobias Winterkorn. Nun ist das zweite Album JUNIP erschienen.