Julian Cope


Der sieht ja aus wie Iggy Pop! Julian Cope. das Chamäleon, Cope, der Spinner, der Möchtegern-Rock-Schamane, hat sich mal wieder neu erfunden. Und gut macht er sich dabei: Mit buschigen Stimfransen und Pferdeschwanz besteigt unser Mann mit besonders elegant geschürzten Lippen die Bühne. Und schon eine Minute später ist er auf die Lautsprecherbox geklettert. Achtung, festhalten: Ein Cope Gig rollt an …

Mit PEGGY SUICIDE fand Cope zu seiner Bestform zurück. Das Doppelalbum gehört zu den fetzigsten Rockwerken dieses Jahres. Die solide Palette der neuen Songs eignet sich bestens für eine

Live-Show. und Cope legt sich ins Zeug: Der Mann lebt fürs Rampenlicht, umarmt es gleich am Anfang und läßt nicht mehr los. Er hat eben schon immer gewußt, daß er ein Popstar ist. Sogar seine Exzentrik kann von dieser Tatsache nicht ablenken.

Natürlich ist Julian weder ein Prophet noch ein Scher und schon gar nicht ein Visionär. Dazu ist er zu sehr der leichtgewichtige, ranke Echsenkönig. Aber heute abend hat er die Dinge wirklich unter Kontrolle: Sogar wenn er sich auf den Boxen windet und lasziv mit der Zunge wedelt, merkt man gleich, daß er genau weiß, was als nächstes kommt. Jools ist ein alter Profi geworden und verstellt, wie man die Fans mit ein paar Tricks auf Trab bringt. Eine exemplarische Rock-Show von Cope — soweit ist’s also gekommen.

Heute abend gibt’s keine Teardrops und nichts von TRAMPOLENE. von diesem Album hat Cope sich anscheinend abgenabelt. Aber PEGGY SUIC1-DE hat ja auch so manches Glanzlicht.“.Pristeen“ beispielsweise klingt toll, auch wenn der Song haargenau „Christine“ von House Of Uwe kopiert. Cope murmelt dazu düstere Sätze über Sex mit einer Person, die man zu hassen begonnen hat. Das wird zwar nie total überwältigend, ist aber oft genug ziemlich fesselnd. Kein Zweifel: Cope arbeitet hart „World Shut Your Mouth“ ist seine einzige Konzession an die alten Zeiten. Hier zeigt er sich von seiner stärksten Seite — da kann er mal wieder so richtig die pikante Primadonna spielen. „Soldier BJue“ wirkt im Anschluß weniger ergreifend. Aber Julian spielt auf dieser Tour sowieso jeden Abend ein anderes Set. und so kann’s morgen schon anders sein. Und auch in den flaueren Passagen können wir ja immerhin den Posierer bewundern — Iggy Pop wäre stolz, wenn er das sähe.

Der Höhepunkt ist dann in der Tat wild – „Safe Surfer“ wird zum ausgedehnten Trip, wobei Cope immer wieder die Lautsprecher mit der kombinierten Energie von Jim Morrison und Sherpa Tensing erklettert. Ist er wirklich derart ausgerastei? Meint er’s wirklich ernst? God knows. Er ist halt Julian, und er ist wunderbarerweise auferstanden.