Karussell mit Ruhepol


So richtig hatte man mit ihnen nicht mehr gerechnet. Seit dem letzten dEUS-Album the ideal Crash sind sechs Jahre vergangen – in der Popzeitrechnung eine halbe Ewigkeit. Ein endgültiges Aus der Band habe jedoch nie zur Debatte gestanden, versichert Sänger Tom Barman. Nur machten ihm als einzig konstantem Mitglied immer wieder personelle Wechsel zu schaffen – noch nie gelang es dEUS, zwei Alben hintereinander in derselben Besetzung einzuspielen. Diesmal sah es lange gut aus, aber dann kam wieder alles anders: Gitarrist Craig Ward und Bassist Danny Momraens verließen die Band, nachdem gut die Hälfte der Songs für das neue Werk pocket Revolution im Kasten war. „Craig trieb mich mit seiner Sensibilität regelrecht in den Wahnsinn „, sagt Barman. „Kurz vor unserem Auftritt beim Reading- Festival im letzten Jahr hatte er einen Nervenzusammenbruch und wurde nach kurzer Krankenhausbehandlung nie wieder gesehen. Danny wollte mehr Mitspracherecht, nachdem er mit seiner Band Vive La Fete etwas Erfolg hatte. Wir prügelten uns, und er ging ebenfalls.“

Ob dEUS mit zwei blauen Auge davon- und bei ihren alten Fans wieder ankommen? Während ihrer Abwesenheit haben andere von sich reden gemacht, zum Beispiel die Landsleute von Soulwax. Mit denen hatte sich Barman anfangs gut verstanden, nun ist das nicht mehr unbedingt so. „In einem Interview behaupteten sie, sie seien die erste belgische Band gewesen, die je als Hauptact in England aufgetreten ist. Das ist doch lächerlich! Wir haben sie dort als Vorgruppe spielen lassen, als sie noch niemand kannte. Schon schade wenn man aus einem kleinen Land kommt, sollte man sich eigentlichgegenseitig unterstützen.“

Aber die Vergangenheit ist abgehakt, und wie es sich in unseren modernen Zeiten gehört, wollen sich dEUS nun voll und ganz auf die Zukunft konzentrieren. Laut Barman soll diese von größerer musikalischer Klarheit und weniger Kunstanspruch geprägt sein. „Es ist schwierig, Songs zu komprimieren, ohne daß sie banal werden. Aber ich sehe bei uns eine andere Entwicklung als bei vergleichbaren Bands. Die haben zuerst kommerzielle Musik gemacht und wurden mit der Zeit experimenteller, bei uns läuft es genau andersherum.“

Immer vorausgesetzt allerdings, alle Beteiligten halten ihre Aggressionen im Zaum. Thomas weiland

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