King Crimson – The Essential King Crimson: Frame By Frame


Um die Jahrzehntswende 1969/1970 lauschte der in Afghanenzottelfell und Samthosen hip-gewandete Progressivfan in von Räucherstäbchen und Cannabis vernebelten, düsteren Undergroundschuppen gerne mellotronverspielten, epischen Erzählungen. Der britische Experimentierzirkel King Crimson unter der Leitung des schrulligen Obersoundtüftlers Robert Fripp war da mit seinen Geschichten über den ’21st Century Schizoid Man‘ und den phantastischen Abenteuern IN THE COURT OF THE CRIMSON KING 1969/70 die geniale Schnittstelle zwischen Zukunft und Vergangenheit. Mit zwei tontechnisch exzellent überarbeiteten 4-CD-Sets erscheint erstmals eine ausführliche, alle Phasen berücksichtigende Retrospektive der Soundgrenzgänzer zwischen Jazz, Rock und Avantgarde, die in den 80er Jahren —- noch immer unter Robert Fripps Leitung —- mit verändertem Line-Up einen völlig neuen Ansatz boten. Den märchengleichen Phantasien der ersten Stunde, zu der neben Fripp auch Multiinstrumentalist Ian McDonald, Sänger/Bassist Greg Lake und der Lyriker Pete Sinfeld beitrugen, folgte bis zur Auflösung 1975 ein sich nicht nur immer schneller drehendes Besetzungskarussell, sondern auch diverse radikale Stilwechsel. Die besonders in Deutschland erfolgreichen apokalyptischen Visionäre verstiegen sich alsbald in elitär-kompliziertes Gehabe, das erst mit den mehr rockorientierten Alben LARKSTONGUES IN ASPIC, STAR-LESS & BIBLE BLACK und RED wieder Boden unter die Füße bekam. Auf der Collection THE ESSENTIAL KING CRIMSON – FRAME BY FRAME (IRS 786768 2), 5 Sterne, wird jene Ära mit 23 Auszügen aus sieben Originalalben besonders hervorgehoben. Der New-Wave-angehauchten Crimson-Zweitauflage (81-84), die sich aus alten Mitgliedern (Bruford/Fripp), aber auch (amerikanischen) Neuentdeckungen wie dem Gitarrenmagier Adrian Belew und Studio-Bassist Tony Levin rekrutierte, steht immerhin ein ganzer Silberling zur Verfügung. Die transatlantische Kollaboration profilierte sich mit federleichten Kompositionen und Belews unorthodoxem Gesangsstil. Konzerte wiederum waren von jeher eine sehr starke Komponente im Crimson’schen Schaffen. Silberling Nummer 4 liefert einen zwölf Songs starken Live-Zusammenschnitt der Jahre 1969 bis 84. Wem dieser eindrucksvolle Rückblick nicht genügt, der erhält mit THE GREAT DECEIVER (786543 2), 4 Sterne, auf vier CDs erstmals die Gelegenheit, Live-Impressionen der Jahre 1973 bis ’74 zu lauschen. Darunter auch Variationen zu ‚No Pussyfooting‘, das Fripp bekanntlich mit Ambienterfinder Brian Eno konzipiert hatte. Beiden Sets sind akribisch genaue Booklets mit Fotos, Essays, Tagebuchnotierungen, Pressenotizen, ausführlicher Discographie sowie eine komplette Aufstellung aller Konzerte und Tourneen beigefügt. Das in LP-Format aufgemachte FRAME BY FRAME enthält zudem einen ganzseitigen Bandstammbaum.