Klassik-Rock-Nacht München, Zirkus Krone


Es gab Längen in diesem sechsstündigen Programm, Andy Mackay (von Roxy Music) hatte einen schwachen Tag, Esther Ofarim ist noch nicht wieder auf der Höhe, im Fernsehen fiel zehn Minuten der Ton aus, der Interviewer wäre besser Sportreporter geblieben – und dennoch: die Klassik-Rock-Nacht, die Eberhardt Schoener Mitte November im Münchener Zirkus Krone durchzog und die das Bayerische Fernsehen live übertrug, war ein ebenso gelungenes wie gewagtes Experiment. Nach Tagen chaotischer Proben schufen am Abend auf den es ankam, ein komplettes klassisches Orchester und eine große Schar profilierter Rockmusiker ein Ereignis, das vor allem eins vermittelte: die Einheit der Musik, die Tatsache, daß Prokofieff und Mike Batt, Strawinsky und Jon Anderson eben doch keine Welten trennen. Musiziert wurde nicht gemeinsam, doch der rote Faden schlängelte sich durchs Programm: von Gary Brooker (Procul Harum) zu Morris Pert (Brand X), von Jon Andersons „Song Of Seven“ zur Pantomime von Andy Gear, von Mike Batt zum großen Orchester, um beeindruckende Stationen zu nennen. Mittendrin dann Eberhard Schoener, als Dirigent und am Synthesizer, mit allen musikalischen Wassern gewaschen und die totale Personifizierung dieser Klassik-Rock-Nacht, die er selbst geschaffen hatte. Es war eine ungeheure Strapaze, das alles auf die Beine zu stellen und auch noch tauglich fürs bekanntermaßen schwerfällige Deutsche Fernsehen zu machen; schade, daß nur Bayern live dabei war und natürlich das Publikum im Zirkus Krone, das allerdings einen scheußlichen Sound ertragen mußte. Eberhard Schoener hat Geld draufgelegt und Erfahrungen gesammelt; er möchte im kommenden Jahr die zweite Klassik-Rock-Nacht auflegen. Wer seinen Freundeskreis kennt, kann sich ausmalen, wie dann Police auf ein Gamelan-Orchester aus Bali trifft – vielleicht rütteln solche Aussichten die TV-Programme im deutschen Norden wach.