Kurz & live


Nicolas Jaar

im Kater Holzig, Berlin

Keine Plakate, kein Hinweis im Stadtmagazin. Und trotzdem: Die Besucher fließen regelrecht in den Raum, in dem Jaar mit seiner dreiköpfigen Band spielt. Von der Theke aus ist nichts zu sehen, man hat aber auch besser die Augen zu, damit einem das Kondenswasser nicht in die Augen tropft. Jaars Liveset erinnert an den TripHop der 90er mit Dub-Versätzen, mit Gesängen von irgendwoher. Es gibt viel vom Wenigen. Leute machen mit den Händen Eisenbahnbewegungen neben ihrem Kopf. Ständig variiert Jaar das Tempo, was bei einem DJ-Set als unsauber gelten würde, ist hier Stil. Wie das so ist bei einem Hype, sind viele enttäuscht und einige selig. Letztlich sagt sein Erfolg mehr über seine Zeit als über seine Musik aus. Aber da ist ja noch so viel möglich. Laura Ewert

Wild Beasts

im Flex, Wien

Die Engländer haben einen desaströsen Auftritt in Prag hinter sich. Behaupten sie zumindest: „Gestern waren wir furchtbar. Es war peinlich!“ Für das Publikum, das die Band heute im Wiener Flex sieht, schwer zu glauben: Die Beasts sind perfekt aufeinander eingespielt. Tom Fleming, der mit seiner bärigen Statur und dem riesigen Bass ein wenig an den jungen Brian Wilson erinnert, singt geradezu lächerlich gut, als stünde da oben Plácido Domingo auf der kleinen Club-Bühne. Während ausgedehnter Percussion-Parts führt er behäbige Tänzchen auf, die die Musik noch mystischer wirken lassen. Am Ende stehen Fleming und Band-Kollege Hayden Thorpe einander gegenüber und lassen die Synthesizer dröhnen – und fast erwartet man die Landung eines UFOs, das die beiden zu ihrem Heimatplaneten zurückzubringt. Reiner Reitsamer