Kylie Minogue: Kunstpelz, Gold & Luxuskörper


Eine Ausstellung in London würdigt das Schaffen von Kylie Minogue-eine faszinierend oberflächliche Zeitreise.

Sie ist „Everybody s Darling“, darf sich mit 29 Top-Ten-Hits zweiterfolgreichste Sängerin in der Geschichte der UK-Charts nennen – nach Madonna selbstverständlich -, und wenn die Briten könnten, würden sie Kylie Minogue bestimmtzur Ehrenbürgerin des ganzen Landes ernennen. Weil so was in einem Königreich nicht geht, bietet ersatzweise das Londoner Victoria &. Albert Museum einen würdigen Rahmen für die in Australien schon erfolgreich gezeigte Ausstellung „Kylie – The Exhibition“. Zu sehen gibt es allerlei Bekleidung, die die Australierin im Laufe ihrer Karriere in Videos, auf Tour und bei anderen Auftritten getragen hat, mal apart, mal ausgefallen, mal haarscharf am guten Geschmack vorbei. Kylie ist eben ein typischer Popstar, Imagewechsel gehören zum Geschäft. Die wohlmeinende Presse ernennt sie gerne mal zur Stilikone, dabei hat Kylie keinen eigenen Stil geprägt, sondern den ihren nur (wiederum ähnlich wie Madonna) ständig verändert und so den einen oder anderen modischen Hype ausgelöst.

Dessen ungeachtet ist die Ausstellung eine wunderbare Zeitreise durch die letzten beiden Dekaden. Aus dem braven Mädchen, das sie Mitte der 80er als overalltragende Charlene in der australischen Seifenoper „Neighbours“ verkörperte, hat sich über die Jahre und einige modische Fehltritte ein glamouröser Popstar mit Persönlichkeit entwickelt. Freilich zeigt „Kylie – The Exhibition“ auch die wirklich kultverdächrigen Klamotten: Wer erinnert sich nicht an die goldenen Flohmarkt-Hotpants aus dem „Spinning Around“-Video? Unvergesslich auch der phänomenale weiße Kapuzenanzug, der im Video zu „Can’t Get You Out Of My Head“ wohl nur mit doppelseitigem Klebeband an Kylies Luxuskörper zu halten war. Und was wäre eine Minogue ohne krause Dauerwelle und quietschgelber Kunstpelzjacke?

Doch wäre eine Ausstellung, die einfach nur Kostüme in chronologischer Reihenfolge zeigt, ermüdend, und so bieten neben 45 Outfits und über 60 Fotografien klassischer Kylie-Augenblicke Skizzenblocks, Modelle und Videomaterial einen Blick hinter die Kulissen und zeigen, wie viel Aufwand zum Beispiel hinter so einer Welttournee steckt. In Australien wollten 500.000 Besucher sehen, was auch die Briten nicht kalt lassen wird: Von 8. Februar bis 10. Juni kann, wer möchte, einen Blick in Kylies Welt werfen. Über die Kosten für die Anreise mag hinwegtrösten, dass der Eintritt frei ist. Das wollte Kylie so. Danke, Kylie.

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