Lindenberg als Hans Albers? Der 50. Geburtstag macht’s möglich.


Dinnerjacket und Käptn-Mütze – für das von Horst Königstein inszenierte TV-Musical ‚Liane‘ steht „Uns Udo“ mal wieder vor der Kamera. Als Hans Albers geistert er durch die Geschichte der Marion Michael, die 1956 dem prüden Nachkriegsdeutschland als Urwaldmädchen Liane die ersten erotischen Kino-Schauer über den von Krieg und Wiederaufbau gebeugten Rücken jagte. Promis auch in weiteren Rollen: u. a. Aitstar Nadja Tiller sowie Annette Humpe und Lucilectric-Sängerin Luci van Org. Ausgestrahlt wird ‚Liane‘ 1997 vom NDR. Udo Lindenberg, mittlerweile selbst in Jahre gekommen (am 17. Mai feiert er seinen 50. Geburtstag), war begeistert, als Königstein ihm den Part des blonden Hans anbot: „Albers‘ Lieder haben in mir schon früh die Sehnsucht geweckt.“ Für die Rolle nahm er sogar erstmals Hut & Brille ab – um im dunklen Kämmerlein die Käptn-Mütze aufzusetzen. Denn was Udo drunter trägt, geht niemand etwas an: „Sehr sensibel, feines Haar, blond, fragil und hauchdünn wie die Seele, wie der ganze Mann!“

Bevor Sensibelchen Udo das halbe Jahrhundert feiert, läßt er es tourneemäßig ordentlich krachen – mit allem, was im Lindenberg-Kosmos „Strang und Samen“ hat: Elly Pirelli wird dabei sein, und Nana Mouskouri singt im Vorprogramm. Denn EWIG RAUSCHT DIE LINDE, so der Titel von Udos neuem, mit Unterstützung der Band Selig aufgenommenem Album, auf dem er sich in ‚Nana M.‘ über den Besuch eines Mouskouri-Konzertes ausläßt. „Bin mit ihr befreundet, habe ihr das Demotape geschickt, und sie hat spontan mitgemacht.“ Die Mouskouri spricht einen Text und spielt im Video mit. Und Helge Schneider spielt Saxophon.

Lindenberg neigt zu skurrilen Freundschaften: Ob frühe Förderung der damals noch unbekannten Nina Hagen, Duett mit dem türkischen Topstar Sezen Aksu oder Schalmeien-Arie mit Genosse Honecker selig. Denn auch Jung-Udo wurde bei den ersten Schritten in die bunte Welt der Populärmusik geholfen: Bevor ihn Klaus Doldinger als Drummer in seine Band holte, war es Vater Gustav im heimischen Gronau: „Ich war zwölf Jahre alt, spielte in mehreren Bands und kriegte dafür eine Tafel Schokolade. Irgendwann habe ich dann gesagt: Reich mal ein Bier rüber und ’nen Doppelkorn, und im übrigen komme ich nicht mehr um zehn nach Hause, ich bleib‘ länger!‘ Also war ich manchmal erst um zwei zu Hause. Mein Vater kam mich abholen, und das traf sich gut, denn der ging auch gern in die Kneipe.“

Immer noch macht Udo die Nacht zum Tage; um 13.00 Uhr öffnet er sein Büro – an der Bar im Hamburger Hotel Atlantic, inzwischen aber bei Mineralwasser und Tee. „Ich hatte ja einen Warnschuß meiner Pumpe. Mittlerweile rauche ich Zigaretten ohne Nikotin, da sind nur Kräuter und Vitamine drin. Nachts fahre ich oft an die Ostsee joggen, danach komme ich zwecks Schönheitsschlaf bis zum nächsten Mittag in die Frischhaltetüte.“ Fast wie Michael Jackson.