Little Drummer Boy


Vor drei Jahren lief Topper Headon unter „erledigte Fälle“: Der Mann war fertig, am Ende, von dem hätte man keine gebrauchte Triangel mehr gekauft. Als Drummer der Clash war das schmächtige Bürschlein (inzwischen auch schon 30) nur mit seinem kräftigen Bums und der nach wie vor genialen Nummer „Rock The Casbah“ aufgefallen — ansonsten hatten Mick Jones und (erst recht) Joe Strummer das Sagen. Mit letzterem geriet Topper schließlich so heftig aneinander, daß sich „Big Joe“ einen neuen Schlagzeuger suchte, und Mr. Headon Sticks gegen Spritzbesteck tauschte, um samt seiner damaligen Freundin in den Heroin-Schlaf abzutauchen.

Er hat gerade noch die Kurve gekriegt, ist wieder clean, frisch verliebt … und macht auch wieder Musik. Seine neue Band hat mit den Clash ungefähr soviel gemeinsam wie die Blues Brothers mit Hüsker Dü: Am Mikrofon steht die schwarze Soul-Legende Jimmy Helms, und mit den bisherigen Engagements von Bobby Tench (Gitarre), Jerome Rimson (Baß) und Mickey Gallagher (Tasten) ließen sich mühelos Seiten füllen (kleine Auswahl: Ian Dury, Van Morrison, Jeff Beck, Streetwalkers, Phil Lynott…). Die Besetzung klingt nach Session, wird aber, laut Topper, „mindestens das nächste Jahr zusammenbleiben“. Dasselbe gilt für die „Bopping Brass“. die sein alter Freund, Trompeter Geoff Miller, aus Jazzkreisen rekrutiert hat: Mark Graham (Posaune), Martin Dobson und Tom Harris (beide Saxophon).

Der flotte Neuner spielt in derselben Liga wie Pete Townshends „Face The Face“-Bande und liefert auf seinem Debüt-Album ausnahmslos schmissige Tanzware zwischen Soul und Rhythm & Blues.

„Es waren nur drei Wochen Zeit, um die Songs für WAKiNG UP zu schreiben“, grinst Topper, „Ich hatte keine Ahnung, was das für Musik werden sollte, ob Rock oder Soul oder was… ich wußte nur, daß ich ein Tanz-Album wollte, mit ‚echten‘ Instrumenten. Und daß ich nicht dafür kritisiert werden wollte, daß ich über Sachen schreibe, von denen ich nichts verstehe.“

WAKING UP ist autobiografisch. Nick „Topper“ Headon trommelt sich partymäßig Drogen- und Entzugs-Erfahrungen von der Seele. „Eine wandelnde Anzeige für die Anti-Heroin-Kampagne“, meinte der britische „Record Mirror“, fügte aber gleich hinzu: „The Casbah is still rockin‘.“

Topper fühlt sich wieder sichtlich wohl in seiner Haut, ist quirlig und redselig wie nie zuvor und hat sich Silvester sogar mit Joe Strummer ausgesöhnt. „Ich hab ihn gehaßt, weil er die Clash ruiniert hat, weil er alles versaut hat… Als wir uns dann auf seiner Party getroffen haben, war’s so, als wäre nie was passiert. Wir haben einen zusammen getrunken und irgendwann angefangen, uns für alles zu entschuldigen, was wir so gemacht haben… jetzt sind wir wieder beste Freunde. “ Die musikalischen Differenzen bleiben davon allerdings unberührt: „Von den neuen Clash-Sachen hab ich nur die Single, This Is England‘ gehört — danach war ich nicht mehr sonderlich scharf auf den Rest des Albums …“