Interview

Louis Hofmann im Interview: „Wir versuchen mit ‚Dark‘, ein ‚Lost‘-Desaster zu vermeiden“


Durch seine Hauptrolle im deutschen Netflix-Hit „Dark“ wurde Louis Hofmann weltbekannt. Vom 29. August 2019 an ist der 22-jährige Schauspieler als Musikstudent in „Prélude“ wieder im Kino zu sehen. Wir haben mit ihm im Interview über Leistungsdruck, seine eigene Band, die Möglichkeit des Zeitreisens und die finale Staffel „Dark“, die gerade gedreht wird, gesprochen.

Wie und wann hast du gemerkt, dass du schauspielern willst und auch kannst? Als Zehnjähriger…

… will man Fußballer werden!

Das lernt und probiert man ja auf dem Bolzplatz. Schauspielern nicht.

Ich bin mit neun Jahren in diese Moderation reingerutscht. Dort lernte ich eine Schauspielerin kennen. Die redete immer so begeistert von ihrem Job, das fand ich einfach interessant. Dann habe ich meine Eltern regelrecht gezwungen, mich mit elf bei einer Kinderagentur anzumelden.

Und sie wollten nicht, weil du lieber erstmal Kind sein solltest?

Joa, sei Kind, geh erstmal zur Schule… Sie haben mich immer mit einer gesunden Skepsis unterstützt.

Und tun das weiterhin?

Mittlerweile ist es gesetzter, Schauspielern ist mein Beruf. Manche Dinge verstehen sie trotzdem nicht. Bei „Dark“ zum Beispiel waren sie extrem skeptisch. Weil sie ja diese neue Serienlandschaft nicht kennen. „Ist das dann eine Serie wie… ‘Rote Rosen‘?“, fragten sie. Sie versuchten es zu assoziieren und zu verstehen, ihnen fehlten aber die Vergleiche. Ich musste die Serie wirklich krass verteidigen. Bis ich irgendwann eine Folge im Drehbuch mit ihnen gelesen habe. Dann haben sie es verstanden.

Und die Serie selbst haben sie schließlich auch verstanden?

Doch, größtenteils.

Hast du sie verstanden?

Größtenteils…

Kann man „Dark“ zu 100 Prozent verstehen?

Bestimmt. Die dritte Staffel wird ein Abschluss und sicherlich noch ein paar Fragen beantworten.

„Dark“ auf Netflix: 7 von unzähligen Fragen und Eindrücken, die wir zur 2. Staffel haben

Wenn man mal an das Genre-Vorbild „Lost“ denkt…

Die haben aber auch zu viele Staffeln gedreht! Das machen wir nicht und versuchen so, ein „Lost“-Desaster zu vermeiden. Wir werden aufhören, bevor es richtig Banane wird. Zumal „Dark“ von Anfang an als Dreiteiler mit drei Zyklen konzipiert wurde.

Und Netflix hat euch noch nicht überreden wollen, doch noch eine vierte Staffel zu drehen?

Die Showrunner Baran Bo-Odar und Antje Fries machen nach „Dark“ eine andere Serie für Netflix. Sie sind also eh eingespannt, haben einen Three-Picture-Deal abgeschlossen.

Läuft „Dark“ überhaupt gut? Es reden zwar alle darüber, was ein gutes Zeichen ist, aber Netflix gibt ja keine Zahlen heraus.

In der „IMDb“ war „Dark“ jedenfalls in den vergangenen Monaten mal auf Platz 1 der meistaufgerufenen Fernsehshows und erhielt die zweithöchste Nachfrage bei generell allen Serien in ganz Amerika. Es gibt ein paar Bestätigungen wie diese dafür, dass es wohl wirklich ganz gut läuft.

Auf ZEIT Online hieß es unter anderem, „Dark“ funktioniere deshalb so gut, weil es nicht wie bei anderen großen Serien um das Ende ginge, sondern die Rätsel auf dem Weg dorthin. Um den Hype während der Ausstrahlung. Um Fragen, durch die Social-Media-Buzz generiert wird und neue Netflix-Abonnenten gewonnen würden.

In dem Text hieß es aber auch, dass „Dark“ die Zuschauer für dumm verkaufe, während es ihnen das Gegenteil einrede. Finde ich eine vage Behauptung. Du musst eine Geschichte erzählen, in der die Leute emotional mitgehen. Du musst ein Mysterium erschaffen, den Zuschauer aber trotzdem abholen. Ihn involvieren, nicht ihn für dumm verkaufen. Außerdem glaube ich nicht, dass es das eine bestimmte Erfolgsrezept für Netflix-Serien gibt. In „Sex Education“ zum Beispiel geht es um nichts Mysteriöses oder um irgendetwas, über das man diskutieren müsste. Während „Sopranos“ gab es noch keine sozialen Netzwerke. Jetzt wird alles, was einen kurzen Hype erlebt, in den sozialen Netzwerken diskutiert. Klar will Netflix auch das erreichen und begrüßt es, wenn online Theorien gesponnen werden. Aber gäbe es diese Theorien nicht, würden die Leute trotzdem in gewissem Ausmaß darüber reden.