Lounge Lizards – Festival St. Remy-de-Provence


Evan Lurie sieht müde aus, als wir nach dem Konzert auf der Straße stehen und Bier trinken. Mindestens genauso erschöpft wie nach dem fantastischen Mitternachts-Konzert beim Jazzfest in Berlin ’81. Der Pianist der Lounge Lizards und seine vier Mitspieler waren für einige Festivals nach Europa gekommen: .Den Haag war der helle Wahnsinn. Acht Gruppen spielten gleichzeitig aul acht verschiedenen Bühnen. Was sich in Montreux abspielt, kann man schon nicht mehr Festival nennen. In Italien zu spielen aber ist toll. Die laden einen zum Essen ein und man wohnt in diesen fantastischen alten Hotels“. Das Festival in St. Remy-de-Provence hingegen ist einer der Geheimtips unter den europäischen Jazzertreffs. Ein ausgesucht gutes Programm mit amerikanischen und europäischen Spitzenmusikern, die man alle vor den Konzerten im einzigen preiswerten Restaurant der schönen südfranzösischen Stadt treffen kann. Das Publikum ist wegen des Raummangels begrenzt, der Sound aber hervorragend. Die Lounge Li/ards spielen in veränderter Besetzung. Von der ersten Band sind lediglich Evan Lurie und sein Bruder John dabei. Anton Fier und Arto Lindsay spielen inzwischen Funk mit dem Bassisten Tacuma aus Ornette Colemans Band. Stattdessen haben die Lounge Lizards jetzt denSchlagzeuger der Iggy Pop-Group rekrutiert. (“ Wir üben viel. Das ist der gar nicht gewohnt! Kein Wunder, wenn man so lange mit Iggy zusam men war.. . „sagt Evan.) Den Kontrabassisten holte man sich aus Robert Gordons Rockabilly-Truppe. Und statt des Gitarristen gibt es jetzt einen Posaunisten, der früher in Peter Gordon’s Love Of Life-Orchestra arbeitete. Die Musik der Lizards ist cleverer geworden. Raffinierte Tempowechsel abrupte Breaks und gewitzte Unisono-Passagen bestimmen das Bild. Das Image der hochgestylten Cool-Jazz-Fanatiker ist passe. Die Lounge Lizards (zu deutsch: „Salonlöwen“) meinen es ernst mit ihrer Musik. Sie arbeiten hart und wollen auf keinen Fall auf der populären New Yorker Funkwelle reiten. Jeder in New York spielt jetzt Funk“, sagt Evan. .Ich kann es nicht mehr hören!“ Aus dem Plattenvertrag mit EG Records hat man sich herausgekauft. Mit dem zweiten Album kann es daher noch etwas dauern.