Lynyrd Skynyrd: 14 Jahre später in Nashville


Nashville, Starwood.

Die ’91er Tour begann dort, wo die letzte abgebrochen werden mußte: in Baton Rouge. Vor 14 Jahren verhinderte ein Flugzeugabsturz, der zwei Bandmitgliedern das Leben kostete, ihren Auftritt in der Stadt.

Von Baton Rouge ging es schnurstracks nach Nashville, wo 15.000 Southern-Rockfans in erwartungsfrohes Gebrüll ausbrechen, als endlich krachender Donner „Smokestack Lightning“. die Eröffnungsnummer des aktuellen Albums, ankündigt. Johnny Van Zant, der neue Mann am Mikro, erweist sich von Anfang an als kompetenter Nachfolger seines legendären Bruders Ronnie.

Musikalischer Direktor der zehnköpfigen Truppe, mit riesigem Cowboyhut auf der Lockenmähne, ist Gary Rossington. Er steht im Zentrum der Drei-Gitarren-Front, seine fließenden Soli und singenden Saiten bilden den Kern des Skynyrd-Sounds. In ihren traumwandlerisch sicher eingespielten Arrangements werfen sich Rossington, Ed King und Neuling Randall Hall die Rhythmus- und Solo-Bälle nur so zu. Gleichzeitig öffnen die Gitarristen immer wieder Lücken für Billy Powell und sein hämmerndes HonkyTonk-Piano.

Einen Neuzugang verzeichnet auch das Drum-Department, das mit Kurt Custer und Alt-Trommler Artimus Pyle noch immer den alten Druck macht. Wenn das Power-Duo, wie

etwa bei „Saturday Night Special“, synchron auf die Felle drischt, erzittert der Boden unter der Arena.

Das Bemühen der Rock-Big-Band, ihre alte Klasse zurückzugewinnen, ist in jeder Phase spürbar. Dennoch hängen gelegentlich die Spannungsbögen einzelner Songs etwas durch, nicht zuletzt eine Folge der allzu zahlreichen Soli. Während das Publikum die neuen Songs höflich beklatscht, werden die alten Kracher wie „Don’t Ask Me No Questions“. komplett mit Bläsern aus dem Keyboard, stürmisch gefeiert. Bei Standards wie „Gimme Three Steps“ geraten die Fans dann völlig aus dem Häuschen: Auf der Bühne beginnt jetzt das obligatorische Klampfen-Formationsschwenken. Bei diesem Southern-Shuffle heißt es „Augen auf!“, ziehen die drei Griffbrett-Virtuosen doch noch ganz archaisch Kabel hinter sich her – am Sound der Band aus Jacksonville/ Florida hat sich eben genausowenig verändert wie an ihrem Equipment.

Nach drei Vierteln der Show gehen plötzlich die Lichter aus, kein Tönchen schallt mehr aus der Anlage, ratlos stehen die Musiker auf der Bühne. Die Menge pfeift, bleibt aber gelassen. Was war passiert? Ein Auto hatte einen Strommast umgefahren und so die Energiezufuhr des Stadions unterbrochen, wie Rossington später im Interview erklärt. Also eine Skynyrd-Show ohne „Sweet Home Alabama“ und „Freebird“?

Völlig undenkbar, und so kündigt Rossington eine Wiederholung des Gigs an — notfalls auf eigene Kosten. Im Meistern von Desastern ist die Südstaaten-Truppe schließlich geübt.