M.I.A.


Körperliche Erfahrung zwischen Reizüberflutung und Unnahbarkeit in der Kölner Live Music Hall.

Die Halle ist nur halb voll, doch die Leute, die gekommen sind, zeigen schon beim Warten Enthusiasmus. Immer wieder wird im zwanzigminütigen Intro einer umnebelten DJane schwer gejubelt, und plötzlich ist sie da: Mathangi „Maya“ Arulpragasam, M.I.A., Sonnenbrille, goldene Hose, weites schwarzes T-Shirt. Zwei kahlgeschorene Tänzer hüpfen an ihrer Seite herum, und von der ersten Sekunde an ist Maya personifizierte Power, wütend bellt sie ins Mikro, die Faust erhoben, die Beats krachen, sie hetzt vom einen Bühnenrand zum andern. Die Leinwand dahinter zeigt Bilder von Geiselnahmen, vermummten Kämpfern, einer flüchtenden Frau auf einer Straße und viel Blut.

Die Leute feiern das ganz schön ab: Als sie die sich langsam nach oben schraubende Fanfare als Intro von „Bucky Done Gun“ erkennen, übertönt der Jubel alles andere. Dennoch bleibt M.I.A. merkwürdig unnahbar: Ihre Aufforderung, dass bei „Boyz“ bitte jetzt mal Kölner Partypeople auf die Bühne kommen sollen, muss sie dreimal wiederholen, bis die Leute hochklettern. Auch sonst scheint sie hinter ihrer Sonnenbrille ein ganzes Stück entfernt zu sein. Und das, obwohl der Abend eine sehr körperliche Erfahrung ist: Die Verbindung aus knüppelharten Beats, radikalen Bildern und hochfrequent blitzendem Lightshow-Gewitter macht einen irgendwann ganz wirr im Kopf.

Die kurze, dunkle Pause vor der Zugabe ist sehr erholsam, mit ihrem größten Hit „Paper Planes“ verabschiedet sich M.I.A. nach einer Stunde, ohne „XXXO“ und „Pull Up The People“ gespielt zu haben. Warum nur so wenige Leute hergekommen sind, bleibt ein Rätsel – vielleicht hat Köln noch einen Kater vom Elften im Elften kurz zuvor.