Madonnas Dingsbums


Erst war er nur der "tolle Junge aus der Jeans-Reklame", dann hieß es plötzlich, daß er auch Musik mache. Und als er ausgerechnet mit Madonna ins Studio ging, kochte die Gerüchteküche endgültig über. Nick Kamen nimmt seine Musiker-Karriere wesentlich ernster als das Modellstehen — auch wenn alle Welt in ihm vorerst nur "another pretty face" sieht. Vorerst! "Neben die Beatles" da will er nämlich hin.

Sein Name mag noch nicht allzu bekannt sein — sein Körper ist es ganz bestimmt. Zum erstenmal fiel er uns auf. als er in einem Werbespot (für die angesagten Levis-501 -Jeans) in einen Waschsalon stiefelte, seine Jeans auszog und sich mitten zwischen die schockierte Kundschaft setzte, während sein Beinkleid in der Maschine steckte.

Vorher hatten ihn nur ein paar Teenies, auf den Titelseiten von Liebesromanen gesehen, und ein paar Trendies war er als Modell im schicken Magazin „The Face“ aufgefallen. Niemand aber von uns hatte ihn je gehört. Niemand hatte eine Ahnung, daß er überhaupt eine Stimme hatte — und dann noch eine, die Madonna so ausnehmend gut gefiel, daß sie dafür extra einen Song schrieb und produzierte. „Each Time You Break My Hearf hieß das Ding und kam in diversen internationalen Charts bis ganz weit nach oben.

Ist er also so was wie eine männliche Samantha Fox — einer, der als Oben-Ohne-Model angefangen und dann mit dem Singen weitergemacht hat?

„Das denkt zunächst einmal jeder.“ Nick zuckt die Achseln. „Ich bin Model, sie ist Model. Ich singe, sie singt. Es besteht allerdings ein gravierender Unterschied in der Art, wie wir Modell gestanden haben.“

Aber ihr zieht euch beide aus und werdet dafür angestarrt.

Ja und nein. Ich hab mir nichts dabei gedacht, als ich ’s gemacht hab, und das war auch kein bewußter Akt von ,Schaut euch bloß mal meinen Körper an‘. Sie ist da ein bißchen direkter und offenherziger. Außerdem hatte ich keine Ahnung, daß das so einschlagen würde.“

Und wie es eingeschlagen ist. Ob bewußt oder unbewußt: Jeder kennt den Levis-Boy.

„Die Leute sehen das ganz simpel: Weil die Werbung Erfolg halte, hat er einen Plattenvertrag bekommen — und jetzt sing er halt. Dabei war das gar nicht der Fall: Ich hatte den Model-Job eigentlich schon aufgegeben, als ich das Levis-Angebot bekam. Ich hatte all mein Geld für Demo-Bänder ausgegeben — so konnte ich wenigstens die Miete zahlen, als sie mir den Job anboten.“

Er war fünf Jahre Model: Nachdem er sein Elternhaus in Essex verlassen hatte und nach London gezogen war. um der Musik-Metropole näherzukommen, bot sich Modellstehen als erstes an und war immer noch besser als Verkäufer.

Für Musik interessiert er sich schon wesentlich langer. Sein Vater war Gitarrist, seine Schwester klassische Pianistin — und zwei ältere Brüder waren in Bands; einer von ihnen, ehester, hat auf Bryan Ferry BOYS AND GIRLS gespielt und mit Belouis Some gearbeitet. (Die Familie ist zu zehnt: Katholiken französischer, holländischer, javanesischer, burmesischer, irischer und englischer Abstammung.) Nick hat das Singen in den letzten Jahren so ernst genommen, daß er seine Freizeit vorwiegend mit dem Studium von Gesangstechniken verbrachte. Sein Geschmack reicht von Patsy Cline bis zu Van Morrison, von Boy George bis zu den Everly Brothers, von Madonna bis zu Elvis Presley, dem er mehr als nur ein bißchen ähnlich sieht.

Die Verbindung mit Madonna kam zustande, nachdem sie seine Demos gehört (sie sind bei derselben Plattenfirma) und ihm angeboten hatte, einen Song für ihn zu schreiben. „Sie schickte ein paar rüber, sie gefielen mir, sie fragte: .Kann ich das produzieren‘ und ich sagte: „Na klar, gerne!“ So einfach war das.

Wir machten das innerhalb einer Woche in LA., weil sie echt viel zu tun hat. „

Nicht so viel, als daß sie sich nicht in Nick verlieben und Ehemann Sean Penn für ihn verlassen könnte — zumindest wenn man den Schlagzeilen unserer wohlinformierten Zeitungen glauben will.

„Für solche Zeitungs-Enten habe ich keine Zeit. Ich habe sie als sehr ernsthafte, sehr konzentrierte junge Dame kennengelernt. Ich war beeindruckt davon, wie sie Sachen anpackt. „

Allerdings hat sie nicht genug Zeit, um nun auch sein Debüt-Album zu produzieren, dafür wird Nick während der Aufnahmen mit Stuart Levine eine Menge von den Vereinigten Staaten zu sehen bekommen („für jeden Song eine andere Stadt –— immer den richtigen Ort für den richtigen Sound“). Danach will er eine Band zusammenstellen und auf Tour gehen.

Jetzt geht’s um Musik und nichts an dem. Ich habe lange davon geträumt und will nun hart arbeiten. Ich will ein erfolgreicher Popsänger sein. Ich will ganz oben sein, gleich neben den Beatles! „Das, grinst er bescheiden, ist mein Traum.“