Mando Diao: Palladium, Köln


Schwedens beste Angeber spielen ein eher durchschnittliches Konzert, das die Massen über alle Maßen begeistert.

Seit Beginn ihrer Karriere waren Mando Diao durch und durch Rock’n’Roll. Sie gaben an wie ein ganzes Regal offener Hosen, waren in ihrer Selbstwahrnehmung besser als die Beatles, sämtliche 60s-Bands und Oasis zusammen (merke: Oasis in der Form der ersten zwei LPs) und wussten Provokation als Aufmerksamkeitsförderungsmittel so gekonnt wie klischeehaft einzusetzen. In puncto Angeberei liegen Mando Diao auch 2009 noch prima im Rennen, der Auftritt bei „Wetten, dass…“ wurde so erfolgreich wie komplett barfuß absolviert, auch bei normalen Konzerten bleiben schon mal ein paar Schuhe backstage. Beim Opener „Sheepdog“ sitzt das Rappelige, Simple des Rock’n’Roll so stramm wie Gustaf Norens Socken, die Wände wackeln, weil der Song die wesentliche Botschaft des Genres auf drei entscheidende Worte komprimiert: „Yeah Yeah Yeah!“ Hernach aber wird schnell klar, was sich bei Mando Diao geändert hat. Zwar sind die Schweden auch nach Jahren des Unterwegsseins proper auf der Bühne, sie spielen nach wie vor druckvoll und wissen neuerdings auch, wann es geraten ist, Tempo rauszunehmen. Aber bei aller Energie und Spielfreude: „Gloria“ hätte es vor Jahren nicht auf ein Album geschafft, da waren andere Melodie-Wuchtbrummen vor; das blässliche Lied ähnelt dem Material der Autoscooter-Beschallungsspezialisten von den Kaiser Chiefs.

Der Euphorie im Auditorium tut dies keinen Abbruch, und sie hält auch an, als die Herren Noren und Björn Dixgard zu einer Folkrunde ansetzen. Doch während man früher auch bei langsamen Liedern das Weiße in den Augen der Sänger sehen konnte, wirken die zwei heute wie die sprechenden Schnellkochtöpfe Horst Lichter und Johann Lafer: routiniert und – etwa bei „Ochrasy“ – so aufregend wie Schonkaffee. Dixgard und Noren können ihre gut gemeinte Simon-&-Garfunkel-Simulation ansatzlos in Richtung schunkelseliger Stimmung drehen, die ganze Angelegenheit nimmt erst wieder Fahrt auf, als die Band „God Knows“ und „Down In The Past“ spielt. „Dance With Somebody“, das als erste Zugabe kommt, huldigt gekonnt dem Phillysound der 60er und 70er – eine Zeit, in der die Musiker allenfalls ein Glitzern in den Augen ihrer Eltern waren. Und doch: Mando Diao, die stets die seltene Gabe auszeichnete, aus der verwirrenden Vielfalt verschiedener Zeichen und Zitate das große Ganze auf den Punkt zu bringen, fassen einen mit der Art, wie sie sich aktuell präsentieren, nicht mehr so richtig an.

Story & Albumkritik ME 3/09

www.mandodiao.com