Manfred Mann’s Earthband – Wiesbaden, Rhein-Main-Halle


Die Hallen waren wieder allerorts voll! Zweijahre Bühnenabstinenz der Earthband und die Fans kommen wie einst in Scharen. Im Mai 1979 mit großer Geste verabschiedet, stellte Bandleader Manfred Mann Sänger Chris Thompson, der mit seiner eigenen Formation Night bislang über den Status eines Geheimtips nicht herauswachsen konnte, als dessen eigenen Nachfolger vor. Nichts Neues also von der Earthband, zumindest was das line up betrifft …

Wenn man zu einem Konzert des Rockund Popveteranen Manfred Mann und dessen Earthband geht, kann die Frage nicht lauten, ob, sondern wieviel, und vor allem welche Hits er in sein Zwei-Stundenprogramm packt. Doch bevor man Manfred bewundern darf, muß man zunächst mit Grand Prix eine neue Londoner Band über sich ergehen lassen, einen stinklangweiligen Journey-Verschnitt mit Hang zum Pompösen.

Wie feinnervig und abwechslungsreich indes Arrangements sein können, beweist Mann mit eigenen und vor allem fremden Kompositionen (Dylan und Springsteen, wie gehabt). Ravels „Bolero“ erklingt zur Einstimmung, bevor die Band zunächst einen Querschnitt durch das aktuelle Chance-Album spielt. Der Einstieg mit „On The Run“ gerät langatmig, ein wenig müde. Aber die Startschwierigkeiten können schon mit „Lies (Through The 80’s)“ schon vergessen gemacht werden. Ansonsten ist man gewillt, zu schreiben: alles wie gehabt. Eine kompakte Rhythmussektion (es lebe der Allgemeinplatz!), die beiden Gitarristen Thompson und Waller als solistische Gegenpole zu Mann’s Keyboardeskapaden; Waller als der kautzigere mit schwarzem Zylinder und den schnelleren, verspielteren, jazzigeren Soli, Thompson als der erdigere, akzentuierende Gitarrist. Waller nödelt durch die talk box ( „Don’t Kill It Carol“ mit seinem angedeuteten Klassik-Trugschluß), jodelt in der Zugabe. An „Chicago Institute“ hängt Mann sein obligatorisches, kaputtes, harmonisch verschrobenes Synthesizersolo an, das einem die Haare zu Berg stehen läßt. Die Fans ertragen es geduldig, werden versöhnt mit „Spirit In The Night‘, „Blinded By The Light“, „For You‘, „Mighty Quinn“ und, als x-te Zugabe, „Davy’s On The Road Again“. Was soll man zu diesen Songs noch sagen? Abwechslung schaffen die schwerpunktmäßig projezierten Zeichentrick-Filmstreifen, die mal graphischer Natur, mal reine Comics sind. Der Hammer ist die visuelle Umsetzung des Instrumentals „Fritz The Blank“. Ein älteres Männlein deckt sich im Supermarkt mit einer Riesenration „Instant Sex“-Dosen ein, die ihn – den Lustgreis – schlußendlich erschlagen. Eine Dose rollt in die Totale und die Aufschrift wird erkennbar: Too much sex may demage your health. Die Warnung der allerorts präsenten Königin.

Doch all diese Gimmicks (in wohltuend bescheidenem Rahmen wohlgemerkt, gemessen an der Pink Floyd‘ sehen Materialschlacht) können nicht darüber hinwegtäuschen: Ein wenig ist die Luft schon raus aus dem Unternehmen Earthband!

What’s next, guter Mann?