Meine Stiefmutter ist ein Alien


Kim Basinger, der schönste Alien seit Barbarella, angelt sich einen irdischen Spinner: Dan Aykroyd. Das Resultat ist eine gelungene Hollywood-Komödie, die allenfalls unter dem übermäßigen Einsatz von Special Effects leidet.

Auf der gewölbten Innenseite einer Parabolantenne spazieren ein Mann und eine Frau. Sie blicken in den Sternenhimmel, blicken sich in die Augen. Als er einen Kuß von ihr will, weiß sie nicht weiter. Sie kommt nämlich von einem Planeten, auf dem partout nicht geküßt wird.

Mit überirdischen Kräften zaubert sie eine Leinwand in die Nacht. Hinter seinem Rücken laufen die schönsten Küsse der Filmgeschichte ab. Von „Casablanca“ bis zu „Über den Dächern von Nizza“ – und unser Alien lernt schnell.

Das Hollywood von heute hat diese Szene erfunden, das Hollywood von gestern muß her, um sie zu lösen. Die Macher von „Meine Stiefmutter ist ein Alien“ haben ihre Vorbilder gut studiert und sie stehen dazu. Sie kombinieren den verrückten Professor mit der weltfremden Außerirdischen – und heraus kommt ein Komödien-Vehikel für Kim Basinger und Dan Aykroyd.

Drollig ist es anzusehen, wie Kim Basinger Kuß für Kuß entdeckt, was es bedeutet, auf der Erde eine Frau zu sein. Nicht irgendeine: Kims Körper wurde vom Bordcomputer ihres Raumschiffs nach der Summe irdischer Schönheitsideale geschaffen. Diese „Argumente“ sollen Dan Aykroyd zu einer wissenschaftlichen Großtat animieren.

Sie ist die Schönste der Schönen, aber sie benimmt sich nicht so, wie man es von Damen gewohnt ist, die sich dafür halten. Einer solchen Frau zu begegnen, ist ein Männertraum, an den sich der schusselige Professor schon nicht mehr erinnern kann. Hans im Glück trifft die bezaubernde Jeannie!

Regisseur Richard Benjamin inszenierte „Little Nikita“ und eine Handvoll andere Filme, die bei uns nicht weiter auffielen. Wesentlich öfter war Benjamin als Schauspieler aktiv. Die Hauptdarsteller und ihr herrlich bescheuertes Verhältnis bekam Benjamin überzeugend in den Griff. Mit Special Effects wie einem außeriridischen Intelligenz-Wurm aus der Handtasche hat Benjamin ähnliche Probleme wie sein Alien mit dem täglichen irdischen Leben. Ganz stiefmütterlich behandelt er die Nebenfiguren: Jon Lovitz, seit drei Jahren Star der US-Show „Saturday Night Live“ (mit der auch Aykroyd populär wurde), verschenkt er als Aykroyds Bruder vollends. Und Aykroyds Tochter (Alyson Hannigan) gibt er gerade soviel Spiel, daß sie den Titel des Films beisteuern kann.

Wenn es nach dem Regisseur gegangen wäre, hätte es wohl eine simplere Love-Story zwischen Basinger und Aykroyd auch getan. Denn aus der Reihe der Filmpartner von Kim Basinger – Sean Connery, Mickey Rourke, Richard Gere – sticht der verknautschte Aykroyd so sehr hervor, daß er wie der eigentliche Alien wirkt. Dies ist der wahre Charme des Films, der unter all den Tricks, die an frühe Walt Disney-Filme erinnern, fast verschütt gegangen wäre.